Das Gebäude des Oberlandesgerichts dient für einen Film als Oberkommando der Marine. Viele Menschen reagieren geschockt.

Hamburg. Zwei große Hakenkreuzbanner wehten gestern zwischen den Säulen des Hanseatischen Oberlandesgerichts am Sievekingplatz im Wind. Fahrradfahrer und Fußgänger hielten irritiert inne. Autofahrer bremsten ab. "Ich dachte, wir sind im falschen Film", sagte Reinhard Wallner, als er die Hakenkreuze sah. Zusammen mit Ehefrau Gabriele besuchte der 60-Jährige seinen Sohn in der Hansestadt und war sichtlich erleichtert, dass sich die Banner als Requisiten entpuppten. Auch Leibrock Keller aus Hanstedt schockierte der Anblick. "Das war erschreckend, ich kam aus einem schönen Konzert in der Laeiszhalle und dann das", sagte die 85-Jährige. "Ich musste ja damals noch selbst mitmarschieren."

Die Banner dienten einem besonderen Zweck. Am Oberlandesgericht wurde gestern gedreht. Die Zeit unmittelbar vor dem Zweiten Weltkrieg so greifbar wie möglich zu machen, ist das Ziel von dem Kinofilm "An Enemy to die for", der im Februar 2012 in die Kinos kommen soll. Die Handlung: 1939 starten Wissenschaftler aus Deutschland, Schweden, England und Norwegen auf eine Expedition in das ewige Eis der Arktis - dann bricht in Europa der Krieg aus. Bald scheitert ihr Vorsatz, Politik und Wissenschaft zu trennen. Schauspieler Axel Prahl spielt den deutschen Geologen Friedrich Mann, der die Expedition leitet, seine Assistentin spielt Schauspielerin Jeanette Hain.

"Das Drehbuch von Peter Dalle und die internationale Koproduktion haben mich gereizt", sagte Prahl bei einer Zigarettenpause am Set. Auch den Schauspieler hat der Anblick der Hakenkreuzbanner irritiert. Bei dem martialischen Anblick habe er richtig Gänsehaut bekommen. Die Riva Filmproduktion aus Hamburg ist für die 19 Drehtage in Deutschland verantwortlich und damit der deutsche Part in der deutsch-schwedisch-norwegisch-polnischen Koproduktion. Als Hauptdrehort spielt das historische Polarschiff MS "Stockholm". Im Mai dreht das internationale Team dann in Spitzbergen.

Gestern spielte das Hanseatische Oberlandesgericht, das 1879 erbaut wurde, die Hauptrolle als Oberkommando der Marine. An der Treppe vor dem historischen Gebäude fuhr am Nachmittag Schauspieler Prahl im historischen Mercedes 230 vor. Die 40 Kamparsen, darunter auch einige in Uniform mit Hakenkreuzarmbinde, sorgten für eine täuschend echte Atmosphäre.

So real, dass eine Fahrradfahrerin ihren Begleiter fragte: "Ist heute irgend so ein Gedenktag?"