Die europäischen Staats- und Regierungschefs blieben ganz in der Tradition der vorangegangenen Gipfeltreffen: Ein wirklich großer Wurf ist ihnen mit den Beschlüssen zur Euro-Sicherung nicht gelungen. Gewiss, ein paar Pflichtaufgaben haben sie erfüllt. So haben sie eine Anschlusslösung für den bis 2013 befristeten Rettungsschirm beschlossen.

Doch selbst wenn es um die Gemeinschaftswährung - und damit um ein zentrales Gut Europas - geht, bestimmen noch immer Partikularinteressen die Politik: Stehen Wahlen an, mutet man den jeweiligen Regierungen keine unpopulären Entscheidungen zu. Wie will man so jemals zu einer eng abgestimmten Wirtschaftspolitik kommen? Und würde sie, wenn sie denn käme, nicht antieuropäische Strömungen in verschiedenen Ländern noch fördern?

Um eine Antwort auf die aus Sicht der Finanzmärkte entscheidenden Fragen drücken sich die Regierungschefs ohnehin herum: Was geschieht, wenn ein Euro-Land einer Staatspleite nicht mehr entgehen kann? In welcher Form werden private Anleihe-Investoren an einer Umschuldung beteiligt? Solange diese Fragen nicht beantwortet sind, werden die Märkte nicht locker lassen - und womöglich in ein paar Monaten den nächsten Krisengipfel erzwingen. Klar geworden ist am Freitag nur eines: An einer Transferunion führt kein Weg mehr vorbei.