Wenn am 8. Juni 2012 in Warschau die Fußball-Europameisterschaft beginnt, wird jenes 4:0 gegen Kasachstan im Pfälzer Frühling 2011 nur noch eine kleine Episode sein. Für Joachim Löw lieferte dieses bessere Trainingsspiel aber dennoch wertvolle (Warn-)Hinweise.

In Abwandlung des Sprichworts "Am sichersten wird man getäuscht, wenn man sich für schlauer hält als die anderen", sollten die Nationalspieler beherzigen, dass sie trotz der makellosen Bilanz in der Qualifikation noch lange nicht das Niveau erreicht haben, um sich den vierten EM-Titel zu holen. Das Konzept, bei einer Kombination von körperlicher Fitness und einem hohen Spieltempo technisch und taktisch Spitzenware abzuliefern, ist stimmig. Und dass der Bundestrainer auf ein Gerüst von Spielern bauen kann, deren Karrierehöhepunkt noch bevorsteht, ist ein Vorteil. Wenn aber ein Bastian Schweinsteiger seine Leistungen auf dem Platz nicht realistisch einschätzt, oder aber einige Spieler meinen, sie müssten einen schwachen Gegner vorführen, droht Gefahr, weil dann der Wille zur Weiterentwicklung fehlt. Dabei hat gerade die Gier, sich stets zu verbessern, das Team ausgezeichnet.

Löw darf diese - streng genommen - Undiszipliniertheiten nicht hinnehmen, er muss gegensteuern und notfalls Spieler mal auf die Bank setzen. Sonst wird's nichts mit einem Sieg im Endspiel am 1. Juli 2012 in Kiew.