Ein Wutausbruch von Jens Meyer-Odewald

Moin, scheun' Sonnabend! So wollen wir das hören - und kein bisschen anders. Samstag und weitere südliche Angriffe auf unsere norddeutsche Sprache kommen nicht in die Tüte. Kennen wir nicht. Verstehen wir auch gar nicht. Das nachfragende "gell" kommt einem gestandenen Hanseaten ebenfalls nicht über die Lippen. Nee, dat wüllt wi nich! Heute ist also Sonnabend und nicht Samstag. Basta!

Schlimm genug, dass sie am Freitagabend im ZDF wieder die Vorhersage für "morgen, Samstag" ankündigten. Da kann einem bodenständigen Hanseaten doch wirklich die Galle hochkommen. Kein Wunder, dass meist kein Wort wahr ist. Und die von der ARD sind selten besser, selbst wenn die Sendungen aus Hamburg kommen. Überall lauern verbale Heckenschützen, um den Wurzeln des heimischen Idioms zu Leibe zu rücken - sei's aus Unkenntnis oder Bösartigkeit. Auch heute, am Sonnabend also, bestellen wir beim Bäcker Rundstücke und keine Schrippen. Die reelle Hamburger Gekochte holen wir beim Schlachter, nicht beim Metzger. Und anschließend gehen wir "um' Pudding rum", wenn wir eine Runde drehen. Dort kommunizieren wir nicht, sondern halten gepflegt Klönschnack. Leute, anners geiht dat nich.

Und nun noch mal, pfui Deibel, zum Samstag, der hier oben eben nicht so heißt. Der vielleicht größte Kämpfer des Nordens, ein wahrhaftiger Held der Neuzeit, ist Hans Schwarz, Pensionär aus Norderstedt, und mit 77 Jahren Lebenserfahrung gesegnet. Seit 2004 streitet der frühere Lebensmittelkaufmann für den Sonnabend und wider den Samstag. In zig Mails und Briefen an Zeitungen, Radiostationen und Fernsehsender fordert er - meist augenzwinkernd - Rückbesinnung auf die Muttersprache. Invasionen aus dem Süden haben schon ganz andere abgewehrt. Schwarz lässt nicht locker. Recht hat er! Oft geben die angeschriebenen Opfer eines Guten belehrt kleinlaut bei, andere zeigen Renitenz.

Leute, vergesst nicht, dass der Hamburger Fabrikant Fritz Barthel in dieser Sache sogar vor das Bundesverfassungsgericht zog. 1979 debattierte der Bundestag darüber. Und auch wenn es Südlichter niemals verstehen werden: Zum Abschied heißt es nicht leise Servus oder gar gejault Ciao, sondern laut Tschü-hüs. Gesungen. Dann man scheun' Sonnabend noch ...