Das Beispiel Portugal zeigt, auf welch schmalem Grat die Staaten der Euro-Zone bei der Sanierung ihrer wirtschaftlich angeschlagenen Mitgliedsländer wandeln. Ein Land, dem geholfen werden soll, muss sich auch helfen lassen wollen. Im äußersten Südwesten Europas erweist sich dies derzeit als schwierig. Das portugiesische Parlament will die harten Sparpläne der gescheiterten Regierung von Ministerpräsident José Sócrates nicht billigen. Harte Einsparungen sind aber die Voraussetzung für Hilfen aus der gemeinsamen Euro-Kasse.

Die EU kommt um Friktionen wie in Portugal oder zuvor in Griechenland nicht herum. Zu lange haben sich wirtschaftlich starke und schwache Länder in verschiedene Richtungen entwickelt. Vieles muss sich nun ändern, damit die Europäische Union an gemeinsamer Stärke gewinnt. Zu einer einheitlichen Währung gehört untrennbar auch eine gemeinsame Wirtschafts- und Finanzpolitik, die es in der Euro-Zone so bislang nicht gibt. Unverzichtbar ist aber auch eine Perspektive dafür, wie sich große und kleine, ökonomisch stärkere und schwächere Staaten innerhalb der EU weiterentwickeln sollen, welche Stärken eines jeden Landes künftig besser gefördert werden könnten.

Die EU und die Euro-Zone wirken den meisten Bürgern Europas nach wie vor fern und undurchsichtig. Die Chancen und Perspektiven einer politischen und wirtschaftlichen Union müssen deshalb viel deutlicher werden, als sie es heute sind. Wer Politik mit antieuropäischen Ressentiments betreibt, schadet letztlich dem eigenen Land. Die Kriege und Naturkatastrophen der Welt zeigen Tag für Tag, dass Europa eine Insel der Seligen ist. Sie zu pflegen und zu bewahren sollte für alle Bürger ein hohes Gut sein. Die Probleme Portugals wirken angesichts derer Japans oder Libyens bescheiden.