In der Verkehrspolitik muss der Senat umsteuern

Wenn sich Hamburg an Superlativen erfreut, darf ein Rekord nie fehlen: Zwischen Burgwedel und Hauptbahnhof verkehrt der längste Bus der Welt auf der Linie 5 mit den meisten Passagieren Europas. Auch wenn es so klingen mag - eine Leistung, auf die Hamburg stolz sein kann, ist dieser Rekord nicht. Jeder Verkehrsplaner würde eine derart stark frequentierte Linie mit einem effektiveren Verkehrsmittel bespielen - mit einer U- oder Straßenbahn. Ein Bus ist eher der Verkehrsträger für Städte wie Osnabrück oder den Überlandverkehr in die hintersten Zipfel der Metropolregion.

Doch geht es nach der Regierungserklärung des neuen Bürgermeisters Olaf Scholz, steht ausgerechnet der Bus in Hamburg vor einer großen Zukunft. Zwar sind die finanziellen Bedenken etwa gegen eine neue Stadtbahn nicht von der Hand zu weisen. Doch alle Kosten-Nutzen-Rechnungen zwischen Bus und Schiene müssen zwei Variablen kalkulieren: Wer bewegt mehr Bürger zum Umstieg auf den öffentlichen Nahverkehr und wer kann diese Mehrnutzung dann realistisch und kostengünstig bewältigen?

Gerade der Superstau der vergangenen Tage, in dem viele HVV-Busse stecken blieben, hat diesen Verkehrsträger nachhaltig entzaubert. Leider sind Busse weder schnell noch pünktlich noch bequem noch schadstoffarm. Busspuren und intelligente Ampeln, die Scholz verspricht, mögen die Fahrpläne verbessern, doch schaffen sie etwa für den Individualverkehr neue Probleme.

Will Hamburg eine wachsende Stadt sein, muss auch der Nahverkehr wachsen - am besten auf eigenen Strecken und auf Schienen. Je erfolgreicher diese neuen Bahnen sind, desto günstiger werden sie. Diverse Studien haben ergeben, dass U- oder Straßenbahnen mit steigender Beförderungskapazität deutlich günstiger werden als zum Beispiel Busse - umweltfreundlicher sind sie ohnehin.

Wie sagte Scholz so treffend in seiner Regierungserklärung? "Es sind die Städte, in denen sich entscheidet, wie die Welt des 21. Jahrhunderts aussieht. Sie sind die Motoren der Veränderung." Es wäre fatal, wenn die "Umwelthauptstadt 2011" in der Weichenstellung für den Nahverkehr von morgen ausgerechnet auf eine Technik von gestern setzt.