Ein Kommentar von Matthias Rebaschus

Die Rote Flora ist ein baufälliges ehemaliges Theater im Schanzenviertel, das seit Jahren von Linksautonomen besetzt ist. Bürgermeister Olaf Scholz will daran nichts ändern. Eigentümer Klausmartin Kretschmer will Kasse machen.

Diese drei Sätze bedeuten nichts als die Wahrheit. Der Rest ist Theater. Und dieses Theater erleben wir seit einem Jahr, als der Eigentümer erste Gerüchte über einen Verkauf streute. Dahinter steckt nichts anderes als Feilscherei, denn der Eigentümer will damit auf die Stadt so stark einwirken - man könnte auch sagen: Druck ausüben -, dass sie ihm das Grundstück für viel Geld abkauft. Er bedient sich dabei eines Schreckgespenstes und malt den Aufstand der Autonomen an die Wand, weil ein Käufer die Flora räumen und abreißen lassen könnte.

Doch hier irrt der Eigentümer. Krieg wird nicht ausbrechen. Fakt ist: Sollte aus der kretschmerschen Nebelkerze Realität werden und tatsächlich jemand die Flora kaufen, kommt nicht automatisch wie im Kasperletheater ein Polizist und verhaut Alternative, bis sie wimmern. Statt des Polizisten sind dann nur die Gerichte gefragt, denn der Käufer müsste die Autonomen rausklagen. Das weiß Bürgermeister Olaf Scholz und kann ganz gelassen sagen: "Niemand hat vor, etwas am jetzigen Zustand im Großen und Ganzen zu ändern."

Was übersetzt heißt: Man kann es versuchen (und verkaufen), hat aber einen jahrelangen Rechtsstreit ohne Soforträumung vor sich. Das wird kein Käufer akzeptieren. Kein Käufer geht in einen Rechtsstreit, um dann ein (wenig profitables) Stadtteilzentrum zu bauen. Also: keine Panik!