Jeden Tag gibt es neue Nachrichten von der Bremer Reederei Beluga, nur gute sind nicht darunter. Die Tochterfirmen müssen eine nach der anderen Insolvenz anmelden. Gestern schickte die Staatsanwaltschaft Fahnder in die noble Reedereizentrale auf einer Insel mitten in der Bremer Innenstadt. Galt Reedereichef Niels Stolberg noch vor wenigen Wochen als junger, unkonventioneller und kritisch denkender Unternehmer, mit dem viele nach der jüngsten Entführung eines Schiffes mitfühlen, so hat sich das Blatt mittlerweile gewendet. Ob er seinen Ruf jemals wiederherstellen kann, ist fraglich.

Für Stolberg wird es jetzt darauf ankommen, die Vorwürfe gegen ihn zu entkräften. Er hat dazu einen versierten Verteidiger an seiner Seite. Seine Mitarbeiter aber müssen mit der Angst um ihren Arbeitsplatz fertig werden und jeden Tag neue Hiobsbotschaften verkraften. Das ist eine Lage, die man niemandem wünscht.

Daher kommt es jetzt darauf an, dass der vorläufige Insolvenzverwalter Edgar Grönda schnell einen Ausweg aus der Krise aufzeigen kann. Vielleicht lässt sich noch etwas retten, vielleicht das Vertrauen der Kunden in die Gruppe neu aufbauen. Schließlich arbeiten in der Reederei Experten für die Organisation und die Abfertigung schwerer Anlagen, die über alle sieben Weltmeere transportiert werden sollen. Möglich zwar, dass die Spezialisten auch ohne Beluga wieder einen Job finden. Für Bremen jedoch wäre das Aus für Beluga ein schwerer Verlust. Reedereien, die mehrere Hundert Mitarbeiter beschäftigen, sind auch an der Weser selten.