Der beliebte Hausmeister des Gymnasiums Eppendorf geht nach 39 Jahren in Rente. Auch sein Vater hatte schon diesen Beruf.

Hamburg. Mit den strengen Kollegen, die schlüsselbundrasselnd Schüler tyrannisieren, hat Udo Grimmelshäuser rein gar nichts zu tun. Im Gegenteil: So engagiert und gutmütig ist wohl kein zweiter Hausmeister. Seit 39 Jahren sorgt er am Gymnasium Eppendorf nicht nur für einen Top-Zustand des Gebäudes, sondern auch für das Wohl der Schüler - oft in seiner Freizeit, häufig auch unterstützt von Frau und Kindern. Er bastelt Schmuck für den großen Weihnachtsbaum, den er aus eigener Tasche bezahlt und im Foyer der Schule aufstellt. Sucht Sponsoren für die mehr als 800 Nikolaustüten, die er jedes Jahr für die Schüler packt. Organisiert Flohmärkte zugunsten der Schule. Oder ringt so lange mit der Feuerwehr um eine Genehmigung, bis für die Schüler in einem Teil des weitläufigen Schultreppenhauses ein Computerraum eingerichtet werden kann. "Was Udo Grimmelshäuser für die Schule tut, ist nicht mit Gold aufzuwiegen", sagt Lehrer Norbert Grote.

Im Mai wird Udo Grimmelshäuser 65 und geht in Rente - ein Verlust nicht nur für die Schule, die ihm zu Ehren eine große Abschiedsfeier plant. "Ich werde meine Arbeit hier vermissen", sagt der Mann mit den freundlichen blauen Augen. Wenn er durch die Schule geht, erinnert ihn vieles daran, mit wie viel Herzblut er seinen Job ausübt. Da sind die Vitrinen, die er einer Firma abgeschwatzt hat - und in denen jetzt Schülerwerke ausgestellt werden. Da sind die Lederstühle im Lehrerzimmer aus einem renommierten Bankhaus. Da ist die Kantine, für deren Einbau er eigenhändig Wände eingerissen hat. Und da ist ein altes Holzschild im Treppenhaus, auf dem steht, welche Klasse Papiersammeldienst hat. "Das stammt noch von meinem Vater", sagt Grimmelshäuser, der als Hausmeistersohn in der Vossberg-Schule (jetzt Heinrich-Hertz-Schule) aufwuchs. Sein Vater war es auch, der ihm Vorbild war. "Er stand immer auf der Seite der Schüler", erinnert sich Grimmelshäuser. Dass der Hausmeisterberuf auch gefährlich sein konnte, hatte er als Zwölfjähriger erlebt: Giftige Dämpfe aus einem defekten Heizungsrohr hatten seinen Vater im Keller bewusstlos zusammenbrechen lassen. "Wenn ich ihn nicht zufällig gefunden hätte, wäre er gestorben", sagt Grimmelshäuser. Vor dem Krebstod viele Jahre später konnte er seinen Vater nicht retten - doch er versprach ihm auf dem Sterbebett, seinen Job als Lkw-Fahrer aufzugeben und selber Hausmeister zu werden.

Insgeheim hofft er, dass seine Tochter Yvonne die Tradition fortsetzt und seinen Job übernimmt. Die Informationstechnikerin hat ihn schon oft vertreten - wenn er im Urlaub war oder nach seinem schweren Herzinfarkt. Den hatte er in Griechenland erlitten, wo er mit seiner Frau nach der Verabschiedung in den Ruhestand eine kleine Pension eröffnen wollte. Jetzt wird er stattdessen seine Musiksammlung digitalisieren - mit Schellackplatten von 1904. Auch einer weiteren Leidenschaft will er sich widmen: dem Karaokesingen. "Da habe ich etwa 60 Lieder im Programm", sagt Grimmelshäuser, der im kleinen Garten seiner Schulwohnung schon legendäre Karaoke-Partys gefeiert hat.

Wo er künftig leben wird, ist ungewiss - ein neues Zuhause ist trotz großer Bemühungen noch nicht in Sicht. "Es sind nur noch ein paar Wochen, dann müssen wir hier raus", sagt der Optimist mit einem Anflug von Sorge.