Ein Politiker verkündet gern mal, künftig andere Saiten aufzuziehen. Dass Carola Veit, 37, ankündigt, in Zukunft eine andere Seite von sich zu zeigen, ist allerdings ungewohnt. Seit einigen Jahren präsentierte sich die Familienexpertin der Hamburger SPD in der Bürgerschaft als leidenschaftliche Oppositionelle, nutzte jede Gelegenheit, sich Ex-Sozialsenator Dietrich Wersich vorzuknöpfen - gern mit dem Vermerk: "Entschuldigen Sie, dass ich das so deutlich sage, aber ist doch wahr!"

Dass die junge Wilde nach einer SPD-Kampfabstimmung gegen Mathias Petersen (sie gewann mit 32 zu 28 Stimmen) morgen vom Parlament zur Bürgerschaftspräsidentin gewählt werden soll, ein Amt, in dem eher eine ausgleichende Moderationstätigkeit erwartet wird, überraschte nicht zuletzt sie selbst. Flugs kündigte die zweifache Mutter (Paul Sebastian, 9, und Marie Helene, 5) an, sich nicht aufs Repräsentieren zu beschränken. Überparteilich sein, so Veit, heiße ja nicht, dass sie sich aus allem raushalten müsse.

Irgendwie passt es zu ihrer umtriebigen Art, dass die Juristin zur Entspannung am liebsten Aufwendiges kocht, selbst gemachte Ravioli etwa. Die gebürtige Billstedterin hat es überdies am liebsten, wenn in ihrem Haus, das sie mit ihren Kindern und ihrem Partner Michael Hartwig, einem Architekten, bewohnt, viel Trubel herrscht. Als Hausherrin im Rathaus sicher nicht die schlechteste Voraussetzung.