Nudeln aus dem Automaten, Pudding aus dem Eimer: Die Internoga zeigt schon seit 90 Jahren, was morgen auf den Tisch kommt.

Hamburg. Bunt sieht es auf dem Tablett aus: Ein geschichteter Mix aus Schokocreme, grünem Pudding und gelber Kürbisgrütze in kleinen Gläsern hält Messe-Hostess Lina Wetzel zum Probieren bereit. Davor ist eine Reihe von kleinen, nicht weniger bunten Vorspeisen aufgereiht. Ein bisschen Fisch dabei, Fingerfood-Häppchen eben. Da muss sich in der Küche aber jemand richtig Mühe gegeben haben, würde man nun spontan denken.

Doch hier ist Internorga, die große Hamburger Fachmesse der Gastronomie, die nun schon seit 90 Jahren das zeigt, was morgen auf den Tisch kommt. Jedenfalls wenn die eigene Küche kalt bleibt und man essen gehen will. Und da wartet dann oft genug auch ein wenig Illusion, wie ein Messerundgang zeigt. Die Messegesellschaft selbst spricht von der "Home-made-Optik", die ein wichtiger Trend in diesem Jahr sei. Und so sieht dann auch der Puddingmix auf dem Tablett hausgemacht aus - wird aber von einem Hersteller tiefgekühlt und fertig samt Glas sogar direkt in die Restaurantküche geliefert.

1100 Aussteller aus 27 Ländern haben seit dem Wochenende die Hallen am Hamburger Fernsehturm belegt. Mehr als 100 000 Besucher sollen nach Einschätzung der Hamburg Messe bis zum Mittwoch die Stände sehen - und dort vor allem eines tun: auch von den Produkten probieren. Kartoffelgerichte in allen erdenklichen Kreationen gibt es da. Verschiedene Kartoffelsalate, Röstkartoffeln, Bratkartoffeln, Backkartoffeln, Rosmarinkartoffel - alles fertig gekocht und in durchsichtigen Verpackungen verschweißt. Zum Kochen braucht man alles nur zu öffnen und kurz warm zu machen. Das Rührei gibt's in der Tüte dazu - ab in die Mikrowelle, und "Ihr Gast wird begeistert sein", heißt es in dem zugehörigen Prospekt.

Schnell geht es auch bei den Getränken, Fertigcocktails aus der Dose, Milchshakes zum Selberschütteln. Und auch an der Süßfront gibt es viel Neues auf der Messe zu sehen: Fertigpudding aus dem Vier-Kilogramm-Eimer etwa. Da muss nix mehr aufgetaut werden, verspricht der Hersteller. Einfach Deckel auf, Mousse auf den Teller, hübsch anrichten und fertig.

Und Gelato Classico liefert beispielsweise Eis an Eisdielen, die nicht mehr selber produzieren - aber so aussehen. "Viele Nachfolger in italienischen Eisdielen machen ihr Eis nicht mehr selbst, wollen aber natürlich die klassische Qualität haben", sagt Vertriebsleiter Dieter Held. Also liefert Gelato Classico von Erdbeere bis Schokolade alles, was für den italienischen Eistraum nötig ist. Ganz neu für diese Saison ist Energy-Eis. Knallgelb ist es und enthält Taurin und Koffein und soll so wach halten. Kein Wunder, dass es auch so süßlich schmeckt wie ein Energiedrink. Da hilft dann Popcorn mit Curry- oder Texas-Barbecue-Geschmack, das es ein paar Stände weiter zum Probieren gibt. "Welcher Wursttyp sind Sie?", wird an anderer Stelle gefragt und fertige Wurstwaren wie Currywurst im Glas feilgeboten, geschnitten und fertig in Soße verpackt. Endlos scheinen die Reihen in der Bäckerei-Abteilung, unübersehbar die Angebote fertiger Waren. "Das Schöne an einem Wrap ist, das Sie da reinpacken können, was Sie wollen", heißt es dort an einem Showstand. "Trendiges Snacking", bedeutet das dann im Fachsprech.

Doch nicht nur in der Restaurantküche muss es heute sehr schnell gehen, der Gast ist es selbst, der es oft sehr eilig hat, sagt André Ammersken, der in Norddeutschland für eine Liechtensteiner Firma mit dem Verkauf eines ganz besonderen Nudel-Automaten begonnen hat. 8500 Euro kostet so ein Kasten. Der Kunde zahlt per Münzeinwurf, wählt die Soße wie Carbonara oder Pesto, und der Apparat kocht. In 90 Sekunden ist der Nudeltopf fertig und muss nur noch kurz umgerührt werden. Schmeckt wie Tütensuppennudeln, ist aber wirklich schnell.

Und das ist auch der Pizza-Automat der italienischen Firma Machine Vending Engineering: ein Gerät, das manchem Jugendlichen als einziges Küchenmöbel wohl schon reichen würde. Das Gerät kostet allerdings 23 000 Euro. Im Innern werden in Italien produzierte Fertigpizzen bei Minus neun Grad gelagert. Wirft ein Kunde Geld ein, springt eine Art Turbo-Ofen an, und nach 90 Sekunden kommt die Pizza fertig zum Abtransport in der Pappschachtel aus einem Schlitz geflutscht, knusprig und brutzelnd, als sei sie gerade aus einem heißen Steinofen gekommen.

Illusion ist eben vieles in der Gastronomie. Selbst bei der Musik. Der Schweizer Kurt Blaser stellt während der Messe dazu eine ganze Reihe von Instrumenten aus. Sie sind "selbst spielend", wie er sagt. Ein MP3-Player sorgt bei Akkordeon oder Gitarre für den richtigen Ton. Und wenn die Hotelkapelle zum Dessert aufspielt, ist eben beides schon ein wenig vorbereitet für den Gast. Hauptsache, es schmeckt.