Eine Glosse von Norman Raap

Bei aller Liebe zur schönsten Stadt: Zwei alte Erfahrungen bestätigen sich immer wieder. Erstens: Hamburg, wusste schon Karl Lagerfelds Mutter, ist das Tor zur Welt, aber auch nur das Tor. Zweitens: Der Flughafen ist gut erreichbar, aber nur per Flieger.

Schon 1974 stellte Hamburg die als "antiquiert" geltende Straßenbahn vom Flughafen zum Hauptbahnhof ein. Heute sehnt sich mancher Fluggast nach der alten Linie 9 zurück.

So wie am Sonnabend um 23 Uhr. Gerade ist eine mit 200 Passagieren voll besetzte Maschine aus Frankfurt planmäßig gelandet, aber: Nicht ein einziges freies Taxi wartet. Nur eine Schlange, fast 100 Reisende aus aller Welt mit schwerem Gepäck.

Und nu? Weiß der Tourist aus Fidschi, wie er weiterkommt? Findet er den Weg treppab zur Flughafen-S-Bahn? Immerhin: Sie fährt! Eine Station, bis Ohlsdorf. "Bitte alle aussteigen." Schienenersatzverkehr ist das Stichwort, obwohl die Bahn hier nicht die Schienen ersetzt, sondern das Verkehrsmittel. Bus statt Bahn. Bis Barmbek. Die Busfahrt könnte einen gerade aus Hollywood angereisten Filmemacher, der kein Taxi bekommen hat, zu Werken inspirieren wie "Last Exit Rübenkamp" (die Station wird gerade umgebaut, daher die Sperrung) oder: "Alte Wöhr reloaded". "Taxi Driver" war gestern, bald heißt es: "Lost in Barmbek-Nord". Auf Spielfilmlänge kommt die sonst 25 Minuten lange Fahrt in die City durch Umsteigen, Warten und erneutes Umsteigen locker. Großes Kino verspricht auch der Notfallplan am Flughafen, wenn die Schienen am Terminal mal "ersatzverkehrt" werden müssen: Dann sollen Gratistaxis fahren.