Frank Wormuth, 50, ist seit 2008 Leiter der Fußballlehrer-Ausbildung beim Deutschen Fußball-Bund

Hamburger Abendblatt:

1. Felix Magath trainiert wieder den VfL Wolfsburg, Ralf Rangnick wird zu seinem Ex-Klub Schalke 04 zurückkehren. Ergibt das Sinn?

Frank Wormuth:

Willkommen in der Welt des Fußballs! Man sagt eigentlich, als Trainer solle man einen Verein nicht zweimal berühren. Aber das kann schon Sinn machen. Vielleicht haben beide Seiten, Trainer und Verein, festgestellt, was man am anderen hatte. Wolfsburg hatte mit Magath großen Erfolg. Dieser bemerkenswerte Schnitt ist die letzte Chance im Abstiegskampf. Ich finde das aus Sicht des Vereins nachvollziehbar. Bei Rangnick und Schalke ist es ähnlich. Da haben zwei Vereine festgestellt, dass sie in der Vergangenheit falsch gehandelt haben, und die Trainer sind nicht zu stolz, es noch einmal zu probieren. Über mangelnde Kontinuität, Managementfehler oder andere moralische Werte kann man am Saisonende reden.

2. Sind die Bundesligavereine generell ungeduldiger geworden als früher?

Wormuth:

Wir haben gerade unseren aktuellen Fußballlehrer-Lehrgang verabschiedet und zum Abschluss noch ein kleines zusammengeschnittenes Video gezeigt. Da wurde schnell deutlich, dass viele der darin zu sehenden Trainer gar nicht mehr aktuell waren. Aber neu ist das nicht. Seit der Gründung 1963 wurden pro Saison durchschnittlich sieben bis acht Trainer ausgewechselt. Wenn das so geballt auftritt wie nun mit Magath und Rangnick, ist es sicherlich ein besonderer Vorgang, aber noch lange kein Trend. Der Job hat viele tolle, aber eben auch negative Seiten.

3. Bereiten Sie die angehenden Fußballlehrer darauf vor?

Wormuth:

Wir sprechen über Indikatoren, die zeigen, wann der Trainer achtgeben muss. Bereits im Erfolg sind diese erkennbar. Der Unterricht beinhaltet Fallbeispiele, in der aktuellen Stunde reden wir auch über Entlassungen. Wie hätte es verhindert werden können? Was hätte man anders machen müssen? Wir geben Hinweise.

4. Leiten Sie die Trainer zum kurzfristigen Erfolg oder zum konzeptionellen Denken an?

Wormuth:

Wir bilden die Trainer so aus, dass sie mittel- und langfristig denken, aber im Hier und Jetzt arbeiten. Neben aktuellen Zwängen muss immer wieder an Stellschrauben gedreht werden, um langfristig erfolgreich zu sein. Nehmen Sie Freiburgs Trainer Robin Dutt. Er hat die Anfangszeit nach seinem langjährigen Vorgänger Volker Finke überstanden und erntet jetzt, was er damals parallel gesät hat. Dieser Prozess der zwei Pläne darf nie vergessen werden.

5. Was halten Sie von einer Transferperiode für Trainer, wie sie Louis van Gaal anregt?

Wormuth:

Mir erschließt sich im Moment der Sinn noch nicht.