Behörden prüfen die Pläne für eine Seilbahn von St. Pauli nach Wilhelmsburg, aber es gibt auch harsche Kritik

Hamburg. Mit der Seilbahn über die Elbe, dabei ein atemberaubender Ausblick auf die neuen und alten Wahrzeichen der Stadt. Hamburg ist dieser neuen Attraktion nun wieder einen Schritt näher gekommen.

"Wir prüfen jetzt die technische Machbarkeit und die Auswirkungen auf das Stadtbild", sagt Helma Krstanoski, Sprecherin der Behörde für Stadtentwicklung und Umwelt. Wenn unter diesen Gesichtspunkten theoretisch nichts gegen das Projekt spricht und der künftige Senat ebenfalls sein Okay gibt, kann das Planfeststellungsverfahren beginnen. "Dann wird anhand konkreter Pläne besprochen, wie die Seilbahn aussehen soll, und alle Beteiligten können sich äußern und gegebenenfalls Kritik üben", sagt Krstanoski. Am Ende soll eine für alle zufriedenstellende Lösung stehen.

Aus dem neuen Senat wollte sich vor der Vereidigung in der Bürgerschaft am Mittwoch noch niemand äußern. Senatssprecher Christoph Holstein sagte: "Ein interessanter Vorschlag. Wir werden prüfen, ob sich das realisieren lässt. Es gibt Fragen zur Finanzierung, zur Sicherheit und zum Stadtbild."

50 Millionen Euro soll die Seilbahn inklusive aller Stützen, Stationen und zugehörigen Parkplätze kosten. Zumindest was die Finanzierung betrifft, dürften die Pläne der Initiatoren und Investoren Stage Entertainment und Doppelmayr dem künftigen Senat entgegenkommen. "Es handelt sich hierbei um ein rein privatwirtschaftliches Vorhaben, es werden keinerlei Steuergelder verwendet", sagt Wolfram Auer, 37, der bei dem Seilbahnbauer Doppelmayr für das Projekt in Hamburg zuständig ist. Ein Debakel wie bei der Elbphilharmonie müsse also keiner fürchten.

"Bei uns haben schon ganz viele Leute angerufen und wollten Tickets für die Seilbahn kaufen", sagt Stage-Deutschland-Chef Johannes Mock-O'Hara. Andere Hamburger sehen die Pläne kritischer. "Das Gelände um das Bismarckdenkmal, von wo die Seilbahn ja starten soll, ist eine schützenswerte grüne Oase im Viertel und sollte nicht zugebaut werden", sagt Gretel Kleist, die direkt an dem Grünhang wohnt.

Für Andy Grote, stadtentwicklungspolitischer Sprecher der SPD-Bürgerschaftsfraktion, ist die Seilbahn nicht genehmigungsfähig, allein auch weil ein neuer Bebauungsplan aufgestellt werden müsste. "St. Pauli und die Neustadt brauchen nichts weniger als eine Seilbahn. Weitere monströse Touristenattraktionen sind dort nicht zu verkraften." Weiterhin sei das Projekt nicht durchsetzungsfähig, weil ein großer Bürgerprotest einsetzen würde, denn eine wertvolle Grünanlage würde bei der Seilbahnstation in einen riesigen Parkplatz verwandelt werden müssen. Es würde am Alten Elbpark ein Verkehrschaos entstehen.

Außerdem würden die Kosten von 50 Millionen Euro die Dimensionen sprengen, denn die attraktive Nutzungszeit würde nur ein paar Monate während der Internationalen Gartenschau (IGS) dauern. Man müsste jedoch Tausende Menschen mit der Bahn fahren lassen, um die Investitionen zu realisieren. Ähnlich äußert sich Hansjörg Schmidt, Fraktionschef der SPD in Mitte: "Das ist so unrealistisch, dass der Bezirk es nicht einmal prüfen muss." Man könne nicht einfach in Wohngebiete so riesige Türme stellen. Das würden die Bewohner nicht mitmachen. Unwirtschaftlich sei es auch, zwei Verkehrswege nebeneinander her laufen zu lassen: die Barkassen und die Seilbahn. "Ernsthaft verfolgen kann man das nicht."

Ein weiterer kritischer Faktor ist die Zeit. "Es gibt zwar Projekte, die innerhalb von zwei Jahren das Planfeststellungsverfahren durchlaufen, es gibt aber auch zahlreiche, bei denen es länger dauert", sagt Behördensprecherin Helma Krstanoski. "Im Moment halte ich die Idee für interessant, aber zeitlich für kaum umsetzbar, da der Bebauungsplan noch nicht einmal eingeleitet ist", sagt der Leiter des Bezirks Mitte, Markus Schreiber.