Ein Kommentar von Joachim Mischke

Wäre es nicht so absurd, erschreckend, teuer und peinlich für die selbst ernannte Kulturmetropole Hamburg, man könnte jenes Schauspiel fast amüsant finden, das jetzt, ein weiteres Mal, von einer altbekannten Darstellertruppe gegeben wurde. Gestern wurde, wieder einmal, mitgeteilt, dass sich die Fertigstellung der Elbphilharmonie wohl verspätet. Diesmal um knapp ein Jahr. Die wievielte Verzögerung das jetzt ist? Real in etwa die vierte, gefühlt die x-te. Und schlimmstenfalls nicht die letzte. Der Laie staunt über so viel Hängen und Würgen, der Fachmann wundert sich.

Obligate Begleitumstände für Akt 1 in diesem Trauerspiel: zerknirschte Gesichter, ratlose Experten, Berge von Akten, Klagen, Plänen, Zahlen und Schuldzuweisungen. Schuldzuweisungen von jedem an jeden - und immer sehr, sehr vorwurfsvoll - sind dabei ganz wichtig.

Dem Gesetz der Pannenserie folgend, müsste bald Akt 2 der Misere folgen: das Nachjustieren am Kostenschild. Dann wird erneut irgendjemand gramgebeugt behaupten wollen, nun sei der Preis aber wirklich endgültig endgültig, während Behörden-Statisten mit Nebelkerzen herumfingern, um sich beim juristischen Armdrücken um Millionenforderungen unsichtbar zu machen, bis Volkes Zorn ein weiteres Mal verraucht ist. Akt 3 wäre die trügerische Ruhe. Bis sich der Vorhang zu Akt 1 wieder hebt.

Mit jeder Wiederaufnahme dieses Dramas in den Hamburger Polit-Spielplan wird es härter, dem Jahrhundertprojekt das grundsätzliche Wohlwollen nicht zu entziehen. Es gibt kein Zurück mehr. Aber gibt es noch ein vorfreudiges Vorwärts? Schön wär's.