Seit dem 5. März 2011 leitet Lena Petzel als erste Vorsitzende die Vereinigung Niederelbe - und ist damit in der Szene etwas ganz Besonderes.

Hamburg. Entspannt sitzt Lena Petzel auf dem Steg und lächelt in die Kamera. Lässt ihre Beine lässig über dem Wasser baumeln. Die Kälte und den schneidenden Wind scheint die junge Frau nicht zu spüren. "Da bin ich Schlimmeres gewohnt", sagt sie und streicht sich eine Haarsträhne hinter das Ohr. "Immerhin weiß ich, dass ich gleich wieder im Warmen und Trockenen bin. Das ist auf dem Wasser ja oft nicht der Fall."

Die Frau mit den langen blonden Haaren ist in der Hamburger Wassersportszene etwas Besonderes. Seit einer Woche ist sie die Vorsitzende der Segler-Vereinigung Niederelbe und damit die einzige weibliche Chefin eines Segelvereins in der Hansestadt. Und nicht nur das, Lena Petzel ist gerade einmal 26 Jahre alt. Am 5. März haben die Mitglieder Petzel einstimmig für die kommenden zwei Jahre gewählt. "Das ist eine große Ehre."

Sie hat sich Zeit genommen, um von ihrer neuen aufregenden Aufgabe zu erzählen. "Heute ist mein freier Tag", sagt sie wenig später in der warmen Gaststube und lehnt sich entspannt zurück. "Ich arbeite nur vier Tage in der Woche. Das gibt mir überhaupt die Möglichkeit, ein so umfangreiches Ehrenamt zu übernehmen." Petzel wohnt mit ihrem Freund in Bergedorf, arbeitet als gelernte Reiseverkehrskauffrau bei einem Reiseveranstalter in Mölln.

Den Segelsport hat Petzel erst spät für sich entdeckt. "Ich bin in Kiel geboren, aber in einer kleinen Stadt bei Stuttgart aufgewachsen. Da hatte ich nicht viel Kontakt mit dem Wasser", sagt sie. 2005 zog die junge Frau dann für ihre Ausbildung in die Hansestadt. Und segelte schon kurze Zeit später zum ersten Mal auf der Elbe. "Schuld daran ist mein Freund. Der ist Hamburger und segelt schon seit seiner Kindheit hier", sagt Petzel. Zusammen sind die beiden seitdem in ihrer kleinen knapp sechs Meter langen Jolle auf der Elbe unterwegs.

"Das für mich spannendste und anspruchvollste Revier." Bis heute hat die Vereinschefin allerdings nicht einen einzigen Segelschein. "Warum auch, die brauche ich auf unserem Schiff einfach nicht", sagt sie. Parallel dazu begann die junge Frau, sich ehrenamtlich in der Segler-Vereinigung Niederelbe, einem der ältesten Hamburger Segelvereine (gegründet 1913), zu engagieren. "Ich war noch gar nicht reguläres Mitglied, da habe ich schon mitgearbeitet." Wenig später trat sie dann in den Verein ein. "Mir hat die Arbeit unheimlichen Spaß gemacht." Schnell übernahm sie immer mehr Aufgaben in dem Team und wurde so im vergangenen Jahr bereits zur Zweiten Vorsitzenden des Vereins gewählt. "Ich bin hier so freundlich aufgenommen worden, mir wurde es immer leicht gemacht", so Petzel.

Die Wahl in der vergangenen Woche war so auch keine Überraschung. "Uwe Heldewig, der ehemalige Vorsitzende, wollte nach 14 Jahren an der Spitze aufhören. Also haben wir im Verein gemeinsam die Idee entwickelt und viele Gespräche geführt", sagt Petzel. Ganz offen seien dabei auch alle Vor- und Nachteile ihrer Kandidatur besprochen worden.

Sorge, sich nicht durchsetzen zu können, hat die blonde Frau nicht. "Mich nehmen alle Mitglieder ernst. Gerade die älteren Mitglieder sind unheimlich hilfsbereist und höflich einer jungen Frau gegenüber." Insgesamt sei die Stimmung in dem mit 135 Mitgliedern eher kleinen Verein sehr familiär. "Wir sitzen oft zusammen, und das nicht nur bei den offiziellen Terminen."

Petzel trägt ab sofort die Gesamtverantwortung für den Verein. "Natürlich haben wir für alle Aufgaben Obmänner, aber den Kopf muss ich hinhalten." Zu ihren Aufgaben gehöre die Organisation und Leitung der monatlichen Vereinstreffen, der Veranstaltungen und Feste. Aber auch das Management der zwei Vereinsschiffe und der Überblick über die Finanzen. "Besonders viel zu tun ist im Frühjahr zu Beginn der Saison, und im Herbst, am Ende des Segelsommers." Wie lange sie diese Aufgabe ausführen wird, weiß sie nicht. "Ich gehe erst einmal die zwei Jahre an. Danach sehen wir weiter."