Eine Glosse von Hinnerk Blombach

Es war ein bisschen wie bei der ersten Zigarette, damals geraucht in einem dunklen Gebüsch des Jenischparks, mit den wesentlich älteren Nachbarsjungs. Irgendwie ist der Inhalt des Glimmstängels ja auch ein Naturprodukt, und doch zumindest in der Feinstaubbilanz letztlich umweltfeindlich. Gesellschaftlich geächtet ist der blaue Dunst ohnehin, und dass er beim Konsumenten langfristig Schaden verursachen kann, ist hinlänglich bekannt.

Ich musste sehr lange überlegen, dieses Risiko einzugehen. Vielleicht war es auch ein bisschen wie das Gefühl beim ersten Mal auf dem Zehn-Meter-Turm im Schwimmbad: Wird es ein Sprung ins Verderben, oder gehe ich letztlich als gestärkte Persönlichkeit aus dieser Mutprobe hervor?

Ich war also durchaus aufgeregt. Was würde passieren? Kann ich mit den Konsequenzen umgehen? Wie reagiere ich auf die Passanten, die mit verächtlichem Blick kopfschüttelnd vorbeigehen?

Nun, letztlich habe ich mich entschlossen, meinem Lebenslauf ein weiteres Abenteuer hinzuzufügen.

Langsam und ziemlich ängstlich zückte ich die Pistole, atmete noch einmal tief durch. Dieser berühmte Satz, gedruckt in kleiner grüner Schrift auf den Silvesterböllern, schoss mir durch den Kopf: "Am äußersten Ende entzünden und sich rasch entfernen." Ich schaute mich noch einmal verschämt um, auf der Suche nach den kopfschüttelnden Passanten. Dann kniff ich die Augen zusammen und drückte ab.

Es dauerte nur Sekundenbruchteile, bis ich etwas merkte. Ein leises Gurgeln, in hüstelndes Geräusch (ähnlich wie damals, bei der ersten Zigarette). Dann hatte ich es hinter mir.

Ich war sehr stolz. Ich hab's getan. Ich habe E10 getankt!