Hamburger Logistiker akf siemers verpackt Kunst, Maschinen und ganze Betriebe. Die Kisten fertigt das Unternehmen auch heute noch selbst.

Hamburg. Die beiden Firmenchefs lassen sich durch nichts mehr beeindrucken. Einmal musste die Hamburger Verpackungs- und Logistikfirma akf siemers lila Maschinen einer Brauereianlage verpacken, die nach Asien geliefert wurden. Ein anderes Mal steckte akf wertvolle Gemälde in Transportkisten. Die Kunstwerke wurden von bewaffneten Sicherheitsexperten im Panzerwagen angeliefert. "Einmal haben wir sogar einen kompletten Dessousladen eingepackt, der nach Russland verfrachtet wurde", sagt akf-Chef Marc Briese. "Natürlich mit den entsprechenden Kleidungsstücken", ergänzt Brieses Geschäftsführungskollege Heinz Jürgen Tanger. Das Unterwäschegeschäft stand zuvor im Hamburger Umland.

Das Versenden von Bildern, Wäsche oder auch mal einem Trailer für einen Rennwagen, der einem arabischen Scheich gehört, sind für Briese und Tanger aber eher Ausnahmefälle. In der Regel verpackt die vor 125 Jahren als "Packkistenfabrik Adolf Siemers" gegründete Firma für mehr als 500 Kunden aus dem Maschinen- und Anlagebau große Maschinen oder auch schon mal ganze Fabriken, die in andere Länder verschifft werden. Riesige, mehrere Meter hohe und breite Kisten stehen deshalb auf dem 25 000 Quadratmeter großen Grundstück auf der Peute. Am Müggenburger Kanal in direkter Nachbarschaft zum Kupferhersteller Aurubis liegt eine Schute vor Anker. Ein Kran hievt die Kisten mit Waren ins Schiff, das dann in Richtung Hamburger Hafen startet.

Zwar erinnert an dem Unternehmen, das früher hauptsächlich Tee und Kaffee verpackte, nicht mehr viel an seine Gründerzeit, aber eine Tugend ist bis zum heutigen Tage erhalten geblieben. "Wir fertigen auch heute noch die Kisten selbst", sagt Tanger. Jede Verpackung ist eine Einzelanfertigung. Rund fünf Millionen Euro geben die Hamburger Verpackungsspezialisten jedes Jahr allein für den Einkauf von Holz aus, aus dem maßgeschneiderte Verpackungen für das entsprechende Transportgut gemacht werden. "Wir versuchen, alles mit eigenen Mitarbeitern zu machen", berichtet Briese. "Damit erhalten wir unsere Qualität."

120 Beschäftigte arbeiten auf der Peute, in zwei Standorten am Pinkertweg und in einem Ableger im Westfälischen. Jetzt will das Unternehmen, zu dem auch eine Spedition gehört, weiter expandieren. Eine Niederlassung ist in Baden-Württemberg geplant - und eine am Hamburger Flughafen. Sie soll im Mai eröffnet werden. "Dafür suchen wir fünf bis sechs neue Mitarbeiter", so Tanger. Logistikfacharbeiter und Industriekaufleute will das Unternehmen einstellen. Doch vor allem Industrieverpacker sind derzeit schwer zu finden, da die gesamte Logistikbranche in Hamburg boomt. Deshalb bildet die Firma den Nachwuchs inzwischen selbst aus. Zwölf Lehrlinge werden derzeit beschäftigt. "Und wer besonders gut ist, den schicken wir sogar auf unsere Kosten auf die Meisterschule", so Tanger weiter. Zwei junge Meister haben sich Briese und Tanger auf diese Weise bereits herangezogen.

Zwischen 80 und 90 Prozent ihres Geschäfts macht die Firma mit Transportverpackungen für Asien. "Oft reisen unsere Mitarbeiter in die Empfängerländer und kontrollieren, ob die Ware auch komplett und unbeschädigt ankommt." So war es auch 2008, als die Hamburger ihr bislang größtes Projekt realisierten. Etwa 3000 Tonnen brachten alle Einzelteile des petrochemischen Werks des deutschen Anlagenbauers Ferrostaal auf die Waage, die von akf siemers von Europa in den arabischen Raum transportiert wurde. Derzeit laufen bei der Firma die letzten Vorbereitungen zur Verschiffung einer kompletten Zementfabrik nach Vietnam. "900 Kisten werden das wohl werden", sagt Briese.

Die beiden Manager führen das Unternehmen, das sich im Besitz der Hamburger Familie Siemers befindet, seit Ende 2005. Damals stieg der letzte familieneigene Geschäftsführer aus dem operativen Geschäft aus. "Zu dieser Zeit hatten wir 30 Mitarbeiter und sechs Millionen Euro Jahresumsatz", so Briese. 2010 erzielte das Unternehmen 25 Millionen Euro Umsatz.

"Wir haben in den vergangenen Jahren die Effizienz gesteigert und Abläufe vereinfacht", begründet Briese den Zuwachs. Auch für dieses Jahr ist er optimistisch. Denn akf verpackt immer mehr verschiedene Güter. "Einmal hatten wir zum Beispiel ein nagelneues rotes deutsches Feuerwehrauto für Nigeria auf dem Hof stehen", sagt Briese. Auch das musste in die zuvor dafür maßgeschneiderte Kiste.