Es ist ein Abgang mit einem Schönheitsfehler: Bundesbank-Präsident Axel Weber musste auf seiner letzten Jahrespressekonferenz eine Halbierung des Gewinns verkünden. An Weber lag es allerdings nicht - es war die Schuldenkrise der Euro-Zone, die dafür sorgte.

Wäre es nach ihm gegangen, wäre man gegen diese Krise wohl entschiedener vorgegangen. Auch wenn Weber gestern erklärte, er blicke nicht mit Groll auf seine Zeit in Frankfurt zurück, darf man annehmen, dass ihn der Kurs der Politik zunehmend frustriert haben muss. Als die Europäische Zentralbank (EZB) auf Drängen der Regierungen beschloss, Staatsanleihen hoch verschuldeter Länder anzukaufen, hat er sich öffentlich dagegen ausgesprochen - ein in diesen Kreisen ungewöhnlicher Vorgang.

Es war der Wissenschaftler, der unabhängige Geist, der da aus Weber sprach. Die EZB dagegen hat ihre Unabhängigkeit Stück für Stück preisgegeben. Doch wie es scheint, stört dies inzwischen nicht nur Weber. So hat EZB-Präsident Jean-Claude Trichet vor wenigen Tagen mit seinen Äußerungen, die auf eine Leitzinserhöhung schon im April hindeuten, unter Experten für Verblüffung gesorgt. Man kann Trichets Ankündigung als ein Signal dafür werten, dass sich die EZB nicht länger vor den Karren der Politik spannen lassen will und sich die Währungshüter auf ihre primäre Aufgabe, für einen stabilen Euro zu sorgen, zurückbesinnen. Dafür würde es tatsächlich höchste Zeit.

Sollte Weber vor seinem Abschied Ende April noch einmal eine Zinserhöhung mitbeschließen können, wäre dies wenigstens eine späte Genugtuung für ihn.