Eine Glosse von Axel Tiedemann

Eine schöne Tradition: Sieben Wochen fasten, sieben Wochen Verzicht, sieben Wochen ohne - oder "mit ohne", wie mein siebenjähriger Sohn sagen würde. Also sieben Wochen mit ohne Fernsehen - das wäre schon hart für ihn. Sieben Wochen "mit ohne" Weißwein für mich auch. Sieben Wochen mit ohne Fischsalat, wie ein Kirchenmann vorschlägt? Na ja. Verzicht scheint doch sehr individuelle Opfer zu verlangen.

Aber hat jemand schon an die Folgen gedacht? Wenn wir unsere Kinder nun tatsächlich zur völligen TV-Abstinenz zwingen - was wird dann aus den Ki.Ka-Leuten werden? Sollen die sieben Wochen arbeitslos sein, auf ihr Gehalt verzichten? Wer denkt an die Mosel-Winzer, an die Fischsalat-Produzenten?

Schwerste wirtschaftliche Einbußen dürften mit unseren Fastenbemühungen verbunden sein. Man mag sich gar nicht ausdenken, was das alles in der fragilen Wirtschaftswelt gefährdet. Sieben Wochen ohne Laster - das trifft vor allem Lkw-Spediteure sehr schwer.

Also muss ein Gegengewicht her. Machen wir dieser Tage also mit bei der Aktion "Sieben Wochen ohne", um uns dann auf den Herbst mit der Gegenaktion "Sieben Wochen mit" zu freuen. Also sieben Wochen fernsehen, sieben Wochen zechen, sieben Wochen Fischsalat.

Das könnte einem zwar den Appetit darauf wieder verderben, hat aber einen ganz entscheidenden Vorteil. Im Frühjahr ist man willig wieder dabei: Beim "mit ohne".

Sieben Wochen lang. Mit gierigem Blick auf den Herbst - denn dann geht's wieder andersherum.