Einer der größten Fehler des an Fehlentscheidungen nicht armen schwarz-grünen Senats war die Aufgabe eines Erfolgsmodells. 2001 hatte der CDU-Politiker Wolfgang Peiner für Hamburg das Leitbild "Wachsende Stadt" ersonnen. Was zunächst nur wie eine leere Marketingparole klang, erfüllte die Politik rasch mit Leben. Hamburg zeigte plötzlich Ehrgeiz, wollte in die Champions League der Weltmetropolen aufsteigen, wollte im schrumpfenden Deutschland eine wachsende Stadt sein. Der Slogan wirkte wie eine Prophezeiung, die sich selbst erfüllt. Hamburg tauchte auf den internationalen Radarschirmen auf und gewann seit 2001 rund 60 000 neue Einwohner.

Trotzdem kassierte Schwarz-Grün 2008 das Leitbild und bastelte daraus den verschwurbelten Minimalkonsens "Wachsen mit Weitsicht". Ehrgeizig klingt anders.

Nun prüft die SPD, Teile des alten Leitbildes wieder zu beleben. Noch fremdelt Olaf Scholz etwas mit dem griffigen Slogan und der Urheberschaft der Union. Er meint, vor allem SPD-Ansätze in dem Programm zu erkennen. Erfolg hat eben viele Väter. Es ist zu wünschen, dass der neue Bürgermeister das alte Leitbild zum Kern seiner Politik macht und den Erfolg des früheren Senats anerkennt. Wie warb sein Förderer Gerhard Schröder 1998: "Wir wollen nicht alles anders, aber vieles besser machen." Nur zu.