Ein Kommentar von Christian-A. Thiel

Sebastian Vettel trägt die "1" auf seinem Rennwagen, Rafael Nadal freut sich seit fast neun Monaten über die Position des Leitwolfs der Tennisszene. Und heute spuckt der Computer der Official World Golf Ranking zum ersten Mal den Namen Martin Kaymer als Spitzenreiter der Weltrangliste aus. Die Nummer eins als Ausweis des Klassenbesten.

Der 26 Jahre alte Golfprofi aus Mettmann darf sich mit Recht bester Spieler der Welt nennen. Denn das ausgeklügelte Punktesystem der Rangliste berücksichtigt die Stärke der Teilnehmerfelder ebenso wie die Bedeutung der Turniere.

Als Boris Becker 1991 Nummer eins im Tennis wurde, hatte er bereits die Grand-Slam-Turniere in Wimbledon und New York, das Masters und den Daviscup gewonnen. Er krönte eine große Karriere. Bei Martin Kaymer ist es umgekehrt. Er steht nach gerade einmal fünf Profijahren am Anfang einer Laufbahn, die ihm alle Möglichkeiten offen lässt. Das legendäre Masters in Georgia, die British und die US Open - Weltereignisse, die er noch erobern kann. Bernhard Langer trug die Nummer eins vor fast genau einem Vierteljahrhundert nur drei Wochen lang. Die Konstanz von Kaymers Spiels lässt ahnen, dass er wie einst Tiger Woods seine Sportart auf Jahre dominieren könnte.

Schade nur, dass Weltklassegolf in Deutschland nahezu unter Ausschluss der Öffentlichkeit stattfindet. Die großen Turniere laufen in Übersee und im Bezahlfernsehen. Die Forderung kann nur heißen: "Mehr Kaymer ins Programm!"