Alexander Freiherr von Spoercken, 63, ist Vorsitzender des Bundesverbandes Golfanlagen und Vorstandschef der Clubhaus AG.

Hamburger Abendblatt:

1. Der Deutsche Martin Kaymer ist die neue Nummer eins der Golf-Weltrangliste. Besteht die Hoffnung auf einen Boom im deutschen Golf, wie es ihn nach dem ersten Wimbledon-Sieg von Boris Becker in den 80er-Jahren im Tennis gegeben hat?

Alexander Freiherr von Spoercken:

Keine Frage, wir müssen diesen Erfolg für unseren Sport nutzen. Aber noch erkenne ich keinen echten Boom. Martin Kaymer hat seine Erfolge ja erst in den vergangenen beiden Jahren erzielt. Zudem dürfen Sie nicht vergessen, dass die Zahl der übertragenen Stunden im Free-TV stark gesunken ist. Golf findet in Deutschland im Wesentlichen im Pay-TV statt. Beckers Erfolge konnte man bei ARD und ZDF live verfolgen. Das hat den Tennis-Boom ausgelöst.

2. Martin Kaymer gilt als introvertiert. Taugt einer wie er überhaupt zum Idol einer Sportart?

Von Spoercken:

Kaymer mag eher ruhig sein. Aber er ist kein Langweiler, sondern ein gebildeter, interessanter junger Mensch. Zudem ist Golf ein Sport, in dem Konzentration entscheidet. Daher passt seine Art sehr wohl. Wichtig wäre natürlich, dass er in Deutschland stärker präsent wäre. Aber wo soll er spielen? Wir hatten früher vier große Turniere der Europäischen Tour. Übrig geblieben sind davon leider nur die BMW Open in München.

3. Fehlen die großen Sponsoren in Deutschland?

Von Spoercken:

Ja. Es war ja nicht einmal möglich, ein Konsortium zu finden, das die deutsche Bewerbung für den Ryder Cup 2018 finanziert. Dabei ist der Ryder Cup, der Vergleich zwischen Europa und den USA, medial nach der Fußball-WM und Olympischen Spielen das drittgrößte Sportereignis der Welt.

4. Was macht Ihnen Hoffnung?

Von Spoercken:

Zum einen, dass die Ryder-Cup-Werbung, jetzt finanziert durch den Golf-Verband, dennoch Erfolg haben wird. Zum anderen die gute Nachwuchsarbeit in Deutschland. Wir brauchen mehr deutsche Golfer, die an die Erfolge Kaymers anknüpfen können.

5. Aber ist Golf nicht doch ein elitärer Sport, den sich nur begüterte Menschen leisten können?

Von Spoercken:

Entschuldigung, aber das ist völliger Unsinn. Golf kostet heute nicht mehr als die Mitgliedschaft in einem guten Fitnessstudio. Dieses Vorurteil wird nur vom Establishment hochgehalten, von Leuten, die kein Interesse daran haben, dass Normalverdiener in ihre Klubs kommen. In Wahrheit sind die Zeiten, da Sie mehrere Tausend Euro zahlen mussten, um irgendwo Mitglied zu werden, fast überall vorbei. Und auf freien Golfanlagen ist sowieso keine Mitgliedschaft erforderlich.