Alles andere als ein Sieg für Boeing im Rennen um den Megaauftrag über die Lieferung von 179 Tankjets für die US-Luftwaffe wäre eine dicke Überraschung gewesen, vielleicht sogar mehr als das. An der Qualität des europäischen Konkurrenten auf Airbus-Basis liegt das nicht: Der Flieger des Airbus-Mutterkonzerns EADS hat zuvor mehrere Ausschreibungen anderer Länder gegen den Boeing-Kandidaten gewonnen.

Zwar soll der US-Konzern im aktuellen Vergabeverfahren einen niedrigeren Preis geboten haben als EADS. Aber das dürfte nur die halbe Wahrheit sein. Schließlich hätte manches auch für die Europäer gesprochen: Deren Flugzeug kann mehr transportieren, fliegt weiter - und vor allem existiert es bereits, während die Boeing-Maschine erst entwickelt werden muss. Offensichtlich kennt man die Vorteile des EADS-Jets auch im Pentagon, denn im Jahr 2008 hatte er in der vorherigen Runde des Bieterverfahrens die Nase vorn. Damals legte Boeing erfolgreich Protest gegen das Verfahren ein.

Unter den heutigen Gegebenheiten wäre ein Sieg des Airbus-Jets aber noch erstaunlicher gewesen, als er es damals war: Die Arbeitslosigkeit in den USA ist hoch, die Finanzkrise hat das Land schwerer getroffen als Europa. Eine Entscheidung gegen Boeing wäre der eigenen Bevölkerung vor diesem Hintergrund nur schwer zu vermitteln gewesen. So muss man im Rüstungsmarkt auf eine neue Gelegenheit hoffen, bei der die Amerikaner zeigen können, dass sie ihre Appelle für einen freien Welthandel auch selbst beherzigen.