Erneut rächt sich, dass die Welt vom Erdöl nicht lassen will.

Nun herrscht wieder Panik, Angst vor der nächsten Ölkrise, vor einem neuerlichen Absturz der Weltwirtschaft. Die Spanier verschärfen gar das Tempolimit auf Autobahnen, um den Spritverbrauch zu drosseln - eine hilflose Geste. Politiker wie EU-Kommissar Günther Oettinger halten Beruhigungsreden. Und Börsenhändler, die rechtzeitig auf sehr teures Öl spekuliert haben, fahren satte Gewinne ein.

Überraschend ist das nicht. Der flächendeckende Aufstand, der möglicherweise in eine Selbstbefreiung der Arabischen Welt vom Despotentum mündet, ist ja nur ein weiterer Grund für den Höhenflug des Ölpreises. Es gibt andere Faktoren, die jeder Marktbeobachter längst auswendig kennt. Bereits vor der Weltwirtschaftskrise kostete ein Fass Öl (159 Liter) im Sommer 2008 Rekordpreise von mehr als 145 Dollar: weil es das Wachstum, speziell der Schwellenländer, Spekulanten leichter macht, den Preis besonders stark zu treiben, weil die Kapazitäten der Ölindustrie am Limit arbeiten und die Förderung immer mehr kostet, weil nicht mehr genügend große Vorkommen neu entdeckt werden.

Es muss nicht einmal zum Äußersten kommen, zu einem Lieferstopp in Libyen oder, noch schlimmer, zu Unruhen in führenden Förderstaaten wie Saudi-Arabien und Iran. Schon die labile Lage dieser Tage bringt den Ölpreis in Europa wieder auf fast 120 Dollar je Fass. Denn der Aufstand der Araber erinnert daran, dass der größte Teil unseres wichtigsten Energieträgers in einer der gefährlichsten Regionen der Welt liegt - rund um den Persischen Golf und in Nordafrika.

Seit der Ölkrise zu Beginn der 70er-Jahre - die Älteren haben autofreie Sonntage erlebt - wird international ernsthaft über die Abwendung vom Öl diskutiert. Geschehen ist effektiv nichts. Automotoren, Flugzeugturbinen, Schiffsantriebe, all diese Maschinen arbeiten zwar heute viel sparsamer als früher. Aber die Explosion der Mobilität zu Land, in der Luft und auf See macht unterm Strich jede echte Einsparung zunichte. Und in riesigen Ländern wie China, Indien oder Brasilien hat das Gros der Menschen mit diesem energieintensiven Hin und Her gerade erst begonnen.

Eine Energiewende, wie sie mittlerweile von allen Parteien in Deutschland beschworen wird, ist mit Blick auf das Erdöl weit und breit nicht zu sehen. Vielleicht braucht es dazu tatsächlich erst den großen Donnerschlag, den lähmenden Schock am globalen Ölmarkt. Man kann nur hoffen, dass es so nicht kommen muss.