Ein Kommentar von Björn Jensen

"Vertrauen ist das Gefühl, einem Menschen sogar dann glauben zu können, wenn man weiß, dass man an seiner Stelle lügen würde." Der US-Schriftsteller Henry Louis Mencken hat diesen Satz gesagt, und natürlich wäre es vermessen, ihn den Verantwortlichen der Hamburg Freezers als Leitmotiv ihres Tuns zu empfehlen, weil er eine Idealvorstellung des Wertes "Vertrauen" beschreibt, die es so höchstens in über Jahre gewachsenen Freundschaften oder Ehen gibt.

Das Theater, das Hamburgs Eishockeyteam in dieser Spielzeit aufführt, ist allerdings ein Lehrstück dafür, was fehlendes Vertrauen in einem Unternehmen bewirken kann. Die Hauptrollen spielen Geschäftsführer Michael Pfad und Sportdirektor Stéphane Richer. Zu Saisonbeginn waren beide angetreten, um die Freezers rundum zu erneuern. Ihr Ziel: ein Team zu formen, das dauerhaft unter den besten sechs mithalten kann. Das Ziel gibt es noch, auf dem Weg dorthin haben Pfad und Richer jedoch die gemeinsame Richtung verloren. Der zutiefst misstrauische Richer wittert hinter jeder kritischen Nachfrage Pfads, zu der dieser qua Amt verpflichtet ist, eine Einmischung in seine sportliche Kompetenz. Pfad wiederum gibt Richer durch teils unbedachte Kommentare und unverhohlene Konfrontation wie zuletzt in der Trainerfrage das Gefühl der Machtlosigkeit.

Die Einigung, mit Trainer Laporte weiterzuarbeiten, ist immerhin ein erstes Zeichen dafür, dass sich Richer und Pfad des Geistes besinnen, der sie einst zusammenführte. Nur so geht es. Denn Ziele erreicht man im Teamsport nur gemeinsam - oder gar nicht.