Ein Kommentar von Katharina Miklis

Ob Tiger Woods der Sexsucht frönt oder Michel Friedman kokst: Das Phänomen des öffentlichen Sorry-Sagens hat schon so manche moralische Resozialisierung bewirkt. Aber was ist so eine Entschuldigung überhaupt noch wert, in Zeiten, in denen uns immer mehr Menschen an ihrem öffentlichen Krisenmanagement teilhaben lassen? Ist sie überhaupt noch etwas wert - vor allem in der Politik? Herr Guttenberg hat seine Doktorarbeit abgeschrieben - und geht nun medienwirksam nach Canossa. Ganze dreimal innerhalb einer Woche.

"Wenn sich jemand vor uns entschuldigt, so muss er es sehr gut machen", sagte Nietzsche einst, "sonst kommen wir uns selber leicht als die Schuldigen vor." Guttenberg hat es nicht sehr gut gemacht. Wir fühlen uns schuldig: Er hatte es ja nicht leicht als junger Vater. Und überhaupt: In Afghanistan sterben Soldaten! Für etwas um Vergebung zu bitten ist eine Kunst, die, ist man ihrer nicht mächtig, alles nur noch schlimmer macht. Man kann sich nicht in einem symbolpolitischen Akt selbst exkulpieren. Mea culpa statt summa cum laude? Das geht nicht. Eine Entschuldigung ist immer auch ein Schuldeingeständnis. Und trotzdem: Herr Guttenberg sieht sich sogar als Vorbild, weil er Fehler eingeräumt hat. Dabei hat es Alexander Pope doch schon vor fast 300 Jahren gesagt: "Eine Entschuldigung ist ärger und schrecklicher als eine Lüge; denn eine Entschuldigung ist eine geschützte Lüge."