Eine Glosse von Tom R. Schulz

Als die ersten Siedler aus dem Reiche McDonalds einst über den großen Teich nach Osten aufbrachen, um im alten Europa ihre kulinarischen Pflöcke einzuschlagen, wählten sie für ihre Niederlassungen gezielt nur diejenigen Orte aus, die in den Reiseführern vorkamen und die die Touristen am meisten fotografierten. Das sparte unheimlich viel Geld für Anzeigenkampagnen, weil fortan auf allen zeitgenössischen Fotos von den berühmtesten Plätzen der Städte auch Ick-bün-all-dor-mäßig das Logo des Schnellrestaurants prangte.

An dieses schlaue Marketing-Konzept erinnert der Plan eines Hamburger Unternehmers, ab April die zwischen HafenCity und Blankenese besonders fotogene Elbe mit 160 Quadratmeter großen schwimmenden Werbeflächen zu möblieren. Ihm leuchtet nicht ein, warum auf der Elbe verboten sein soll, was im Luftraum über ihr gestattet ist - dort dürfen Zeppeline oder Sportflugzeuge ungestört Werbebanner flattern lassen. Nun fotografieren allerdings auch die beschränktesten Touristen lieber den Hafen als den Himmel über ihm.

Aber in Shanghai machen sie das doch auch, sagt der Unternehmer. Dort seien die Werbetafeln eine touristische Attraktion. Also umdenken, Leute! Rickmer Rickmers, Elbphilharmonie, Schlepper, Blohm und Voss: alles nur noch Kulisse! Man hat sie schon im Ohr, die Touri-Sätze am Hotelfrühstückstisch: "Lass mal zur Elbe, die haben da jetzt so tolle Schwimmposter." Und zum Hafengeburtstag dürfte sich der Werbepreis von 2000 Euro pro Tag glatt verzehnfachen. Bei traumhaften Fotoapparat-Einschaltquoten wird der Unternehmer unbedingt mitverdienen wollen.