Ein Kommentar von Alexander Laux

Es gab schon schönere Tage, sich als Fan zum HSV zu bekennen. Die Liste der Enttäuschungen ist endlos lang. Jetzt, nach der Derby-Niederlage gegen St. Pauli, reicht es vielen wütenden Anhängern - sie versagen ihrer Mannschaft die Unterstützung und wollen entweder gleich dem Bremen-Spiel fernbleiben oder aber schweigen.

Stille als Form des Protests, das hat es auch bei anderen Vereinen gegeben. Die Fans dürfen so handeln, heißt es dann gerne, schließlich sind sie doch die einzig Aufrechten, die viel Zeit und Geld opfern und häufig mit so wenig Leistung entlohnt werden.

Die Gegenargumente liegen auf der Hand: Wer sein Herz an eine Mannschaft verschenkt hat, kann sich nicht in einer Krisensituation abwenden, im Gegenteil. Wer Mitglied im HSV wird, darf sich HSV-"Supporter" nennen, also Unterstützer. Da muss man stehen, auch wenn der Wind von vorne kommt. Von einem Klub trennt man sich nicht wie von einer lästig gewordenen Freundin. Als Musterbeispiel muss dabei ausgerechnet der Stadtrivale St. Pauli herhalten. Wer treu den Abstieg bis in die Dritte Liga ertragen hat und vielleicht sogar zu diesem Zeitpunkt eine lebenslange Dauerkarte erworben hat, kann jetzt die Erfolge der Braun-Weißen umso mehr genießen.

Wohin also mit der Wut, ohne den Schmerz über das schmachvolle 0:1 zu unterdrücken? Die Fans sollen am heutigen Sonnabend pfeifen, pöbeln, den Spielern ihren Unmut ohne Diplomatie übermitteln - aber nur bis zum Anpfiff. Und dann ihrem Team helfen, aus dem Tief aller Tiefs zu kommen. Von Pfiffen begleitet, werden es die HSV-Spieler kaum schaffen.