Dänische Klimaministerin Lykke Friis vergleicht das Festmenü im Rathaus mit Fußball-Königsklasse. Bürgermeister Ahlhaus begrüßt 360 Gäste

Altstadt. Am Freitagabend war es die rote dänische Flagge mit dem weißen Kreuz, die auf dem Rathaus gehisst wurde und im Wind tanzte. Über dieser wehte die Senatsflagge. Dies bedeutet, dass Würdenträger erwartet wurden. Anlässlich des Matthiae-Mahls kam als ausländischer Ehrengast Lykke Friis, die dänische Ministerin für Klima und Energie und Ministerin für Gleichstellung, auf Einladung des Senats und des Ersten Bürgermeisters Christoph Ahlhaus (CDU) nach Hamburg.

Friis wurde auch eingeladen, weil ihre Profession perfekt zum aktuellen Thema des ältesten, noch gefeierten Festmahls der Welt passte: "Hamburg - Europäische Umwelthauptstadt 2011". Damit nichts schiefgehen konnte, hatte sich die Politikwissenschaftlerin zuvor direkt vor Ort informiert und die HafenCity besucht, und ging mit Wirtschaftssenator Ian Karan, Staatsrat Carsten Lüdemann und Per Poulsen-Hansen, dem dänischen Botschafter in Berlin, zum Mittagessen. Bestens präpariert erschien die Ministerin, die sich ausgezeichnet im deutschen Fußball auskennt, mit ihrem Ehemann Peter Warming. Um 19.10 Uhr erreichten beide das Rathaus, wo sie zuerst vom Protokoll in Empfang genommen wurde. Denn es gilt, einige überlieferte Etiketten einzuhalten: Der Bürgermeister empfängt seine Gäste traditionsgemäß auf dem obersten Treppenabsatz im Rathaus, dem sogenannten Spiegel. Der Brauch geht auf die Zeit zurück, als Gäste mit dem Pferd ankamen, und sollte dem Stadtoberhaupt die Peinlichkeit ersparen, einem der Ankömmlinge aus dem Sattel helfen zu müssen.

Der Auftritt von Ahlhaus und seiner Frau Simone begann mit einem kleine Fauxpas: Zu früh traten beide heraus und wollten in Richtung Spiegel gehen - doch da wartete noch niemand. Deshalb zog sich das Paar leicht pikiert zurück und begrüßte später die ankommenden Gäste per Handschlag. Unter den ersten Gästen war Lykke Friis - sie trug eine eisblaue Robe mit tiefem Rückenausschnitt. Sie besucht übrigens mit Wirtschaftssenator Ian Karan das Nordderby HSV-Werder Bremen an diesem Sonnabend. Ihr Tipp: "Der HSV gewinnt 2:1". Karan tippt 2:0.

Insgesamt kamen 360 festlich gekleide Gäste. Darunter der deutsche Ehrengast, Bundesumweltminister Norbert Röttgen (CDU), Weihbischof Hans-Jochen Jaschke, Daniel Abdin, Vorstand der Schura, Al-Nur-Moschee, US-Generalkonsulin Inmi Kim Patterson sowie Bürgermeister a. D. Klaus von Dohnanyi (SPD) und Ulla Hahn.

Auffällig war, dass bis auf Helmut und Hannelore Greve keine Ehrenbürger zum Ehrenmahl kamen - Uwe Seeler, Siegfried Lenz und Helmut Schmidt sagten aus gesundheitlichen Gründen ab; Ballettdirektor John Neumeier besuchte das Operndinner mit dem Opernstiftungsvorstand.

Unter den handverlesenen Gästen waren wie immer das Konsularische Korps, Vertreter aus Wirtschaft, Politik, Kultur und Wissenschaft, die an fünf langen Tafeln im Großen Festsaal speisen. Rund 100 000 Euro kostet das Festmahl, inklusive der Geschenke der Stadt an die Ehrengäste, in diesem Fall eine schlichte silberne Dose mit dem Hamburg-Wappen. Ebenfalls Tradition ist das strenge Geheimhalten der Menüfolge, erst kurz vor Beginn wurde bekannt, dass Törtchen von heimischen Flusskrebsen, Rothirsch sowie Schokoladen- und Mokka-Mousse in einem Vier-Gänge-Menü serviert werden.

Noch bevor der Hauptgang aufgetragen wurde, sprach Bürgermeister Ahlhaus, der in seiner ersten Matthiae-Rede das Ereignis als "Schaufenster Hamburger Werte und Tugenden" bezeichnete. Ob er auch ein weiteres Mal Ehrengäste als Hausherr im Rathaus begrüßen wird, wird sich bei der Wahl am Sonntag herausstellen. Ahlhaus: "Nun wählen die Hamburgerinnen und Hamburger am Sonntag bekanntlich eine neue Bürgerschaft, sodass sich vielleicht so mancher fragen mag, ob ein so großes Fest kurz vor einer Wahl überhaupt noch statthaft ist. Dabei gibt es aber kaum einen passenderen Zeitpunkt, wurden doch vor Jahrhunderten zu Matthiae die Aufgaben im Senat neu verteilt und neue Bürgermeister aus der Reihe der Senatoren gewählt."

Als sich die dänische Ministerin Friis zur Rede erhob, ging es um die deutsch-dänischen Beziehungen, aber auch um Fußball: "Viele Dänen sind auch für den HSV, sicher weil ein dänischer Nationalspieler - Lars Bastrup - zu Zeiten von Horst Hrubesch, Manfred Kaltz und Felix Magath hier große Erfolge feierte. Und der FC St. Pauli ist sowieso immer Kult! Ich persönlich - und jetzt werde ich wahrscheinlich nie wieder eingeladen - bin für den FC Bayern - auch wegen des Kaisers. Aber er hat ja auch einmal kurz beim HSV gekickt."

Und weiter: "Apropos, Kaiser Beckenbauer. Er war neulich in Kopenhagen, und da hatte ich das große Vergnügen, ihn mir vorzuknüpfen. Hier war ich als Ministerin für Gleichstellung unterwegs. Vor ein paar Jahren hatte ich ihn gefragt - 'Entschuldigung, kann man eigentlich als Frau Mitglied des Aufsichtsrats vom FC Bayern werden?' Und dann kam es gleich zurück - 'nein, das geht aber nun wirklich zu weit.' Diesmal lautete die Antwort ganz anders - 'aber selbstverständlich, Frau Ministerin!' Friis Lykke bezeichnete das Matthiae-Mahl als "Champions League" unter den Abendessen.

Sitte und Brauch ist es übrigens auch, dass die Saaldiener darüber schweigen, ob - und wenn ja - wie viele Löffelchen oder Gäbelchen nach dem Mahl vermisst werden.