Der Energiemarkt gilt bei Privatanlegern als eher dröge. Aktien von Stromunternehmen oder Ölkonzernen werden wegen ihrer Wertbeständigkeit gern von Pensionsfonds oder Lebensversicherern gekauft. Die Energiebranche stellt sich als vergleichsweise überraschungsarm dar, wenn nicht gerade mal - wie 2010 in Verantwortung von BP - der Golf von Mexiko unter einer Ölpest brennt.

Eher beständig wird sich das Energiegeschäft auch in den kommenden Jahren entwickeln, doch zweierlei dürfte dabei anders sein als heute: Der Energiemarkt in Europa steht vor einem gewaltigen Investitionsstau, einem Bedarf an neuen Kraftwerken und Stromnetzen, der den Übergang in das Zeitalter der erneuerbaren Energien markiert. Der Aufbau von Windparks auf See, die Vernetzung mit modernen, verlustarmen Stromleitungen und modernen Schaltsystemen, die Installation von leistungsfähigen Stromspeichern wird Hunderte Milliarden Euro kosten.

Die Finanzmärkte werden angesichts dieses Bedarfs private Anleger mehr denn je umwerben, und das ist gut so. Mehr Kapital von Kleinanlegern in der Energiewirtschaft kann dazu beitragen, das Verständnis für die Energiemärkte zu verbessern, das Geschäft aus dem Halbdunkel abgeschotteter Oligopole oder Staatsgesellschaften herauszuholen.

Strom kommt voraussichtlich auch in Zukunft aus der Steckdose. Doch das, was dahintersteckt, finanzieren die Stromverbraucher morgen vielleicht weit intensiver mit als heute - und das kann zu mehr Transparenz an den Energiemärkten beitragen.