Eine Glosse von Hans Wacker

Die Liebe ist schon ein seltsames Spiel. Junge Paare hängen zum Schwur ewiger Treue Vorhängeschlösser, auf die sie ihre Namen geritzt haben, an Brücken und werfen den Schlüssel anschließend ins Wasser. Andere summen Elvis Presleys Lied der alten Lokomotivführer vor sich hin: "Love Me Tender". Wieder andere geben eine Anzeige in der Zeitung auf. Wie Frau Krüger zum Beispiel.

Es handelt sich um eine Kontaktanzeige. Frau Krüger nimmt Kontakt zu ihrem Mann auf, an dessen Seite, wie sie schreibt, sie seit 27 Jahren ist. Eingerahmt ist die Liebeserklärung von einem roten Herzen.

Nun ist Herr Krüger nicht irgendwer. Harald Krüger ist MdHB, was nicht etwa "Mit der Holden Beglückung" bedeutet, sondern Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft. Harald Krüger steht wieder zur Wahl. Den Wählern, versteht sich. Aber auch seiner Frau. Denn sie schreibt: "Du hast so schwer für Deine CDU gekämpft. Das Volk mag am 20.2.2011 wählen, wie es will. Ich wähle Dich!"

Das ist rührend, auch wenn gern gespottet wird, das wirklich Rührende an der Liebe sei der Kochlöffel. Nein, dies ist nicht nur herz-, sondern auch parteiergreifend. Und zugleich eine geschickte Wahlwerbung, die allerdings Zweifel am Erfolg signalisiert - was die Politik, nicht die Liebe betrifft.

Frauen, sagt man, lieben die einfachen Dinge des Lebens - beispielsweise Männer. Aber hat man je das Gegenteil erlebt, dass ein Mann für seine kandidierende Frau einen öffentlichen Liebesbeweis abgibt? Das liegt zum einen daran, dass bei den beiden Volksparteien Männer an erster Stelle stehen und es auf den hinteren Plätzen nicht so auffällt. Es kann aber auch sein, dass Männer und Frauen einfach nicht zusammenpassen, wie Loriot behauptet. Auch dafür gibt es Beispiele in allen Parteien.