Eine Glosse von Nico Binde

Alle Blumenhasser und Miesepeter haben natürlich recht. Der Valentinstag ist nur eine umsatzfördernde Erfindung der Floristiklobby. Nicht verkannt werden darf aber, dass er auch Rettungsschirm aller verliebten Einfallslosen ist. Oder waren es die einfallslos Verliebten? Egal. Jedenfalls erfüllt der Valentinstag auch therapeutische Zwecke, denn das Schöne an ihm ist die vorgegebene Dramaturgie. Er macht Kompliziertes einfach. Mann schenkt Frau Blumen. Frau freut sich. Applaus. Vorhang. Eventuell Beischlaf.

Mit Ausnahme von Nordkorea, wo derart sentimentale Kinkerlitzchen mit vorzeitiger Einberufung zum Wehrdienst bestraft werden, läuft das überall auf der Welt gleich ab. Vorausgesetzt, man kennt einen Blumenladen um die Ecke oder ist im Besitz der Fleurop-Nummer. Für alle anderen gibt es das Online-Auktionshaus Ebay. Dort sind allerdings nicht Blumen, sondern Ringe der Renner für den Valentinstag, wie eine Analyse der virtuellen Flohmarkthändler ergab.

Bundesweit wurden im vergangenen Jahr 23 551 Ringe für den Valentinstags erstanden, und die Stadt der Ringe ist: Hamburg. Gemessen an der Einwohnerzahl, würden die 700 in die Hansestadt verschickten Schmuckstücke für die höchste Romantikerdichte in Deutschland sprechen. Ob das eine Auszeichnung für eine Stadt im Norden ist, sei mal dahingestellt.

Viel wichtiger ist die Frage, was mit all den unpassenden Ringen geschieht, die ohne Anprobe im Internet gekauft wurden. Werden sie die Besitzerin um den Verstand ringen? Ereilt sie das ärgste aller Ringschicksale - ihnen wird etwas abgerungen? Oder enden sie gar als Ringsbums?

Schwer zu sagen. Vielleicht ist auch nur relevant: Hamburg ringt es!