Ein Kommentar von Achim Leoni

Wir wollen nicht verschweigen, dass uns gestern auch eine gute Nachricht vom Radsport erreicht hat. Robert Bartko und Roger Kluge hatten in der Nacht vor 12 000 Zuschauern im ausverkauften Velodrom das 100. Berliner Sechstagerennen gewonnen. Eindrucksvolle Zahlen, die Veranstalter Heinrich Seesing dazu inspirierten, die "Vertrauenskrise" des Radsports für beendet zu erklären. Er konnte ja nicht wissen, dass ARD und ZDF am Morgen bekannt geben würden, 2012 mangels Quote aus der Liveberichterstattung der Tour de France auszusteigen. Und auch nicht, dass sich der überführte Betrüger Stefan Schumacher nicht wegen Betrugs verantworten muss, was Anti-Doping-Kämpfer als Rückschlag werten.

Der Radsport in Deutschland hat sich, nach einer Phase des Rampenlichts und einer Phase des Zwielichts, wieder in die Nische verkrochen, in der er vor Jan Ullrich feststeckte. Mögen die Berufsfahrer auf der schiefen Bahn von Berlin weiter zur Unterhaltung beitragen. Das große Publikum aber hat sich abgewendet. Es ist müde geworden, hinter jeden Sieger ein Fragezeichen zu setzen.

Auf seiner rasanten Abfahrt in die Bedeutungslosigkeit ist der Radsport nun fast am Ziel angekommen. Von einst drei deutschen Spitzenteams ist keins mehr übrig geblieben. Solange der Profizirkus die Schuldvermutung nicht glaubhaft widerlegt, wird sich das Rad nicht zurückdrehen lassen. Anzeichen dafür gibt es nicht. Der frühere Gerolsteiner Profi Schumacher ist inzwischen bei einem italienischen Rennstall untergekommen. Ein Wort des Bedauerns seinerseits wurde uns bis gestern leider nicht übermittelt.