Ein Zusammenschluss von sieben Stiftungen engagiert sich für eine verbesserte Lehre. Eine Million Euro Privatgelder zum Start bereitgestellt.

Hamburg. Eines sei ihm aufgefallen, als er vor 14 Jahren nach Hamburg kam - dass den Hamburgern der Stolz auf ihre Universität fehlt. Nicht nur aus diesem ganz persönlichen Grund hat sich Prof. Michael Göring, Vorstandsvorsitzender der "Zeit"-Stiftung, einer Initiative angeschlossen, deren Ziel es ist, die Lehre an der Hamburger Uni zu fördern. Gestern gaben sieben Hamburger Stiftungen ihren Zusammenschluss zu dieser Initiative und die ersten geplanten Projekte bekannt.

Der Initiator ist Universitätspräsident Prof. Dieter Lenzen. Vor einigen Monaten schickte er eine Einladung an die Alfred-Toepfer-Stiftung, die Hamburgische Stiftung für Wissenschaften, Entwicklung und Kultur Helmut und Hannelore Greve, die Hamburgische Wissenschaftliche Stiftung, die Hermann-Reemtsma-Stiftung, die Joachim-Herz-Stiftung, die Körber-Stiftung sowie die "Zeit"-Stiftung, um ihnen CANDY vorzustellen.

"CANDY steht für Centrum für akademische nachhaltige demokratische Lehre - und den Y-Faktor, den Überraschungsfaktor", erläuterte Lenzen. Er halte es für einen "Geburtsfehler" der staatlichen Exzellenzinitiative, nur die Forschung und nicht die Lehre zu fördern. Um dies zu ändern, habe man CANDY ersonnen, dem jetzt Leben eingehaucht werde.

Eine Million Euro Privatgelder würden zum Start von den Stiftungen der Universität bereitgestellt, sagte Petra Herz, Vorstandsvorsitzende der Joachim-Herz-Stiftung, wobei "diese Summe nicht in Stein gemeißelt" sei. Lenzen betonte, dass die Universität selbst sich mit Mitteln beteiligen werde. Außerdem sei CANDY im Herbst 2010 in den Antrag für die Bundesexzellenzinitiative eingebracht worden und werde auch in den Antrag um Gelder aus dem "Qualitätspakt Lehre" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung mit einfließen. Im Kern geht es um Projekte, die die Qualität der Lehre steigern und den wissenschaftlichen Nachwuchs stärken sollen. Drei von 20 angedachten können in diesem Sommer starten. Das "Schreiblabor Mehrsprachigkeit" zielt darauf ab, die wissenschaftliche Schreibkompetenz bilingualer (Lehramts-)Studierender mit Migrationshintergrund zu verbessern. Das Programm mit schlichtem Titel "Lehre" will ein Netzwerk für gute Ideen in der Lehre stärken. Es richtet sich gemeinsam an Professorenschaft, Hochschulmanagement und Hochschuldidaktik. Schließlich will der "Fonds für Nachwuchsforschung" Tagungsinitiativen von Nachwuchsforschern fördern, damit sie ihre Forschung bereits früh zur Diskussion stellen können.

"Die Universität Hamburg gründeten Hanseaten im Geiste des Bürgersinns. In ihre Neuausrichtung, in die Qualitätsverbesserung der akademischen Lehre zu investieren ist wichtig für ihre Perspektive. Unser Bekenntnis soll anstecken und zeigen: Wir handeln gemeinsam und gezielt, damit die Universität ihre Aufgaben zukunftsgerecht erfüllen kann", sagt Göring stellvertretend für die beteiligten Stiftungen.

Zeitgleich wurde an anderer Stelle über die Aussage von SPD-Bürgermeisterkandidat Olaf Scholz diskutiert, im Falle eines Wahlsiegs die Wissenschaftsstiftung abschaffen zu wollen. "Herr Scholz hat nicht verstanden, was Wissenschaft ist und was Wissenschaft für Hamburg bedeutet", sagte Wissenschaftssenatorin Herlind Gundelach (CDU). Mit der erst vor zwei Jahren gegründeten Ernst-Cassirer-Stiftung nehme die SPD der Stadt das Instrumentarium, endlich einmal Grundlagenforschung zu fördern, wie es in anderen Bundesländern üblich sei. Die gerade gestartete Landexzellenzinitiative, aber auch "zukunftsweisende Graduiertenkollegs" seien so nicht fortzuführen. Rund 15 Millionen Euro sollte die Stiftung jährlich bereitstellen. Die SPD hatte stets das Finanzierungsmodell kritisiert: Anstelle eines echten Kapitalstockes wurde die Stiftung über sogenannte Reallasten, ähnlich wie Hypotheken, auf Gebäude der Universität finanziert.

Prof. Lenzen reagierte gelassen auf Scholz' Aussage: "Solange das Geld anderweitig der Universität zugeführt würde, wäre das o.k. Nur darf unsere Unterfinanzierung auf keinen Fall weitergetrieben werden."