Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Bislang dachten wir, der ideale Freizeitsport wäre es, im Trainingsanzug Fußball im Fernsehen zu schauen und anschließend zu duschen. Aber wer einmal den Kollegen beobachtet hat, der bei den Spielen seines SV Werder Bremen bis zur Erschöpfung mitleidet, bangt schon um dessen Wohlbefinden. Für uns Sportkonsumenten scheint die Anteilnahme bei zu Herzen gehenden Veranstaltungen zunehmend gefährlicher zu werden.

Wenige Tage vor der 45. Auflage des Superbowl-Endspiels zwischen den Green Bay Packers und den Pittsburgh Steelers im texanischen Arlington hat das medizinische Fachmagazin "Clinical Cardiology" eine Studie vorgelegt, die Football-Fans noch mehr um einen Sieg ihres Lieblingsteams bangen lassen. Denn die Anhänger der Verlierermannschaft nach einem NFL-Finale sind anfälliger für einen jähen Tod durch Herzversagen.

So zählten die Statistiker nach einer Niederlage des Teams aus Los Angeles 15 Prozent mehr herztote Männer als gewöhnlich, bei den Frauen stieg die Quote gar um 27 Prozent an. Die bessere Hälfte leidet eben mit ihren Männern.

Auch die Gefahren beim Fußball sind belegt. Beim Sommermärchen 2006 mussten Notärzte während der Spiele der Klinsmann-Truppe 2,7-mal häufiger Herzattacken behandeln als gewöhnlich. Wer sagt da noch, Sport sei gesund?

Müssen wir jetzt für das Hamburger Bundesliga-Derby das Schlimmste befürchten? Eher nicht, wenn wir das spielerische Niveau beim 1:1 zwischen St. Pauli und dem HSV in der Vorrunde zum Maßstab nehmen. Der Stadionschlaf soll ja gesund sein.