Bescheiden sagt sie: "Ich bin die Dame im Hintergrund." Und tatsächlich. Wenn Barbara Nitruch so wie gestern in der Reformschule Winterhude den Erzählungen des Holocaust-Überlebenden Sally Perel ("Hitlerjunge Salomon") zuhört, setzt sich die kleine Frau mit dem blonden Kurzhaarschnitt nicht in die erste Reihe, sondern mischt sich unter die Elftklässler.

Die 63-Jährige organisiert seit 15 Jahren die "Woche des Gedenkens" im Bezirk Nord mit Zeitzeugen wie Perel. "Die heutigen Schüler müssen um den Holocaust wissen", sagt sie. "Meine Familie hat neben einem Holocaust-Überlebenden gewohnt, das hat mich geprägt." Es war Otto Rosenberg - der Vater von Sängerin Marianne Rosenberg. Mit Kindern und Jugendlichen kennt sich die Berlinerin, die 1984 der "Liebe wegen" nach Hamburg kam, aus. Fast 25 Jahre lang leitete die Sozialpädagogin die Kita "Rübe 1, 2, 3" in Barmbek. Eigene Kinder hat sie nicht, aber inoffizielle Patenkinder aus ihrer früheren Kita. Kinder aus Bosnien, Afghanistan oder schwierigen sozialen Verhältnissen, zu denen die Hobbyseglerin auch nach Jahren noch Kontakt hat.

Mit ihrem Lebensgefährten Achim wohnt sie in Groß Borstel. Die silberne Katzenbrosche an ihrem Jackett deutet auf zwei weitere Mitbewohner hin: Jule und Keule. Vielleicht rückt "die Dame im Hintergrund" bald mehr in den Vordergrund: Sie kandidiert für die SPD für einen Platz in der Bürgerschaft.