Der Windanlagenhersteller Nordex bezieht eine neue Zentrale in Langenhorn. Hunderte Jobs könnten mittelfristig dort entstehen.

Hamburg. 250 neue Ingenieure in den nächsten zwei bis drei Jahren und Hunderte weitere Mitarbeiter: Mit dem Umzug seiner Unternehmenszentrale von Norderstedt nach Hamburg hat Nordex-Chef Thomas Richterich gleichzeitig die Voraussetzungen für weiteres Wachstum des Windanlagenherstellers geschaffen. "Hamburg ist für uns ein idealer Standort, um unsere internationalen Aktivitäten weiter auszubauen und die Regionalgesellschaften in Europa, Amerika und Asien zu steuern", sagte Richterich.

Derzeit arbeiten rund 500 Beschäftigte in dem neuen Gebäude. "Platz haben wir aber für 700", sagte der Nordex-Chef am Freitag bei der Einweihungsfeier vor rund 300 Gästen, darunter auch der Schlichter von Stuttgart 21 und Ex-Bundesminister Heiner Geißler. Zudem kündigte Richterich an, dass auf dem neuen Firmengelände in Langenhorn auch die Möglichkeit für eine Erweiterung bestehe. "Wenn wir das realisieren, könnten wir mittelfristig durch einen weiteren Bauabschnitt auf bis zu 1200 Mitarbeiter mehr als verdoppeln."

Schon 600 Firmen aus der Windbranche in und um Hamburg

Laut Hamburgs Bürgermeister Christoph Ahlhaus (CDU) zählt die Anwerbung von Nordex zu den "größten Firmenansiedlungen in Hamburgs Geschichte". In den vergangenen Jahren habe der Senat seine Wirtschaftspolitik konsequent auf Zukunftstechnologien ausgerichtet. "Für immer mehr Unternehmen mit grüner Technik ist Hamburg der Standort Nummer eins", so der Bürgermeister. Tatsächlich sind laut der Hamburgischen Gesellschaft für Wirtschaftsförderung (HWF) bereits mehr als 600 Unternehmen aus der Windbranche in Hamburg oder im Umland aktiv. Allein im vergangenen Jahr kamen unter anderem die Broadwind Energy Europe, Tochter des US-Windkraftspezialisten Broadwind Energy Inc., in die Stadt. Zudem gab der US-Konzern General Electric (GE) bekannt, dass er in Hamburg sein neues Technologiezentrum für Offshore-Windkraftanlagen ansiedeln will. Bis 2013 entstehen dort rund 60 Arbeitsplätze. GE will Hamburg als wichtigen Standort für erneuerbare Energien profilieren und etablieren.

Der dänische Windkraftspezialist Vestas hat seine Europazentrale in die Hansestadt verlagert und auch Siemens. Weitere Ansiedlungen aus dem Bereich der erneuerbaren Energien waren 2010 unter anderem Daten Europe (Vertrieb von Solarzellen) und Z&D (Handel mit Solarmodulen) aus China sowie Stan Energy (Entwickler und Betreiber von Solar- und Windparks) und EHG Energie 7 (Handel mit Holzpellets) aus Dänemark. Für den Projektentwickler von Offshore-Windparks Ewindgate aus Korea wurde ein Standort in der Metropolregion nahe Hamburg gefunden. Laut Ahlhaus beschäftigen die 25 größten Windkraftunternehmen in der Hansestadt rund 4000 Mitarbeiter und setzen rund fünf Milliarden Euro im Jahr um.

Nachdem in der Krise zahlreiche Windkraftprojekte mangels Finanzierung verschoben wurden, sind die Zukunftsaussichten für die Branche wieder besser geworden. Nach einer Studie des Prognos-Instituts dürfte sich das bundesweite jährliche Investitionsvolumen in erneuerbare Energien von jetzt 13,5 Milliarden Euro im Jahr auf knapp 29 Milliarden Euro bis 2020 erhöhen. Ein beträchtlicher Teil wird auf Windkraft entfallen.

Auch Nordex will davon profitieren. Laut Richterich arbeitet das Unternehmen mit Hochdruck an einer Offshore-Technik, also an Windrädern, die auch auf hoher See aufgestellt werden sollen. Schon 2014 soll mit dem Bau des Windparks "Arcais Ost 1" südlich von Rügen begonnen werden. Das Hamburger Unternehmen hat sich mit 40 Prozent an dem neuen Projekt eingekauft.

Firmengebäude als besonders ökologisch ausgezeichnet

Passend zum Umwelthauptstadt-Jahr 2011 zeichnete die Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen am Freitag die von Hochtief errichtete und der Versicherung Swiss Life gehörende Firmenzentrale mit dem höchsten Zertifikat "Gold" aus. Unter anderem liegt der Energieverbrauch mehr als 20 Prozent niedriger als in konventionellen Bürogebäuden.

Neben grünen Terrassen verfügt das Gebäude auch über weitere Annehmlichkeiten für die Mitarbeiter. "Im Keller haben wir zum Beispiel Duschen für Radfahrer", sagt Richterich. Er selbst allerdings kam am Freitag bequem zur Firma - in seinem Auto.