Sie war einmal Deutschlands Chefsekretärin - falls man die ehemalige Vorsitzende des Deutschen Sekretärinnen-Verbands so bezeichnen darf. Und wenn Annemarie Weighardt davon erzählt, fügt sie sofort hinzu: "Sekretärinnen werden immer noch unterschätzt."

Das kann der mittlerweile 80 Jahre alten Dame so leicht nicht passieren. Annemarie Weighardt, die zusammen mit 70 älteren Frauen im Damenstift des Klosters St. Johannis in Eppendorf lebt, engagiert sich seit vier Jahrzehnten ehrenamtlich. Und so fehlte sie auch gestern nicht bei der Aktivoli-Freiwilligenbörse in der Hamburger Handelskammer. Dort informierte sie die Besucher über die Arbeit des Vereins Ankerland, der Hilfe für traumatisierte Kinder anbietet.

15 Stunden in der Woche leitet die gebürtige Saarländerin, die 1971 nach Hamburg kam, das Büro. "Manchmal sind es auch mehr Stunden." Viele kleine Lachfältchen bilden sich um ihre Augen, als sie hinzufügt: "Wat mut, dat mut." Es sei ein schönes Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. "Vielleicht will ich auch die Kleinsten in der Gesellschaft unterstützen, weil ich selbst keine Kinder habe."

Dass sie 1996 für ihr ehrenamtliches Engagement das Bundesverdienstkreuz erhalten hat, das ergab die Recherche. Sie selbst redet nämlich nicht darüber. In dem Punkt ist sie längst Hanseatin geworden.