Misst man den Fortschritt eines Landes daran, wie es mit seinen Frauen umgeht, so ist es düster um Deutschland bestellt. In die Vorstände der 200 größten Unternehmen haben es bisher gerade mal 29 Frauen geschafft, in die DAX-Konzerne sogar nur vier. Diese Bilanz steht nicht gerade für ein modernes und offenes Land, das allen Bürgern die gleichen Chancen einräumt. Es offenbart vielmehr eine krasse Schieflage - und dass auf dem Weg zur Emanzipation in der Wirtschaftswelt noch viele Mauern eingerissen werden müssen.

Mit Sicherheit liegt es nicht daran, dass es zu wenige gut ausgebildete Kandidatinnen für Leitungsfunktionen gibt, zumal Studentinnen oft mit besseren Examen die Hochschulen verlassen als ihre Kommilitonen. Vielmehr fehlt es offenbar am festen Willen der Männer in den Personalabteilungen und Vorständen, auch Frauen gezielt zu fördern und mit ihnen kollektiv die Macht zu teilen. Manche können sich offenbar eine kluge Frau an der Spitze eines Konzerns schlichtweg noch nicht vorstellen. Hier ist endlich ein Umdenken gefragt.

Erschütternd ist aber auch, dass auf Versprechen nicht viel zu geben ist. Obwohl die großen Unternehmen schon vor zehn Jahren zugesagt haben, mehr Frauen in leitende Positionen zu bringen, ist außer charmanten Sonntagsreden wenig passiert. Dieses Verhalten legt den Schluss nahe, dass eine gesetzliche Quote die wirkungsvollste Methode ist, die Realität nachhaltig zu verändern. Was aus Zwang geschieht, ist aber immer nur die zweitbeste Lösung. Unternehmen sollten deshalb selbst aktiv für mehr Frauenpräsenz sorgen und freiwillig ihre Worte in Taten umsetzen.