Die Brüder Carsten und Dag Lübke haben bereits ihren dritten Möbelladen eröffnet. Sie wachsen in Hamburg gegen den allgemeinen Trend.

Hamburg. Schaukelpferd und Stuhl sind zwar für Kleinkinder gedacht, halten aber auch das Gewicht von erwachsenen Männern aus. Dag und Carsten Lübke zieren sich nicht, sich für ein Foto auf das Niveau des Nachwuchses zu begeben. Damit beweisen die beiden Brüder und Geschäftsführer dreierlei: Erstens dürfen die Möbel, Spielwaren und Kinderwagen, die sie in ihrem neuen Laden am Schulterblatt verkaufen, von Groß und Klein ausgiebig getestet werden. Zweitens legen sie Wert auf stabile Ware. Und drittens: Trotz ihres Erfolgs als selbstständige Einzelhändler sind sie bodenständig geblieben, tragen Jeans und Turnschuhe und stellen sich zu Stoßzeiten auch mal an die Ladenkasse.

Aus ihrem Möbelgeschäft Wohngeschwister an der Schanzenstraße ist mittlerweile eine kleine Kette geworden: Im Herbst haben Carsten und Dag Lübke nur wenige Meter vom Hauptgeschäft entfernt das Bettenstudio Schlaf schön! eröffnet. Ende November folgte dann der Kinderladen Wohngeschwisterchen am Schulterblatt. "Die Nachfrage nach Textilien und Möbeln für Kinder war so groß, dass wir uns zur Expansion entschlossen haben", sagt Carsten Lübke, mit 46 Jahren der Ältere der Brüder. Und das in einem Jahr, in dem der gesamte Hamburger Möbeleinzelhandel mit einem Minus abschneidet. Die Branchenumsätze in der Hansestadt sind im vergangenen Jahr um zwei Prozent gesunken, wie der Hamburger Einzelhandelsverband ermittelt hat. "Die großen Möbelketten im Umland saugen immer mehr Kaufkraft aus Hamburg ab", sagt Verbandsgeschäftsführer Ulf Kalkmann dem Abendblatt. Punkten können kleinere Läden im umkämpften Einrichtungsmarkt nach Einschätzung der Handelskammer Hamburg vor allem mit einer hohen Spezialisierung - etwa auf einzelne Möbelgruppen oder Nischenprodukte.

Davon profitieren auch die Lübke-Brüder im zentral gelegenen Schanzenviertel, wo die zahlreichen Touristen sogar das Sommerloch erträglich machen. Auch 2010 sind die Umsätze der Lübkes ebenso wie in den Vorjahren um vier bis fünf Prozent gewachsen, bewegen sich mittlerweile im mittleren einstelligen Millionenbereich. Mit den zwei neuen Geschäften und sechs neuen Mitarbeitern dürfte der Umsatz im laufenden Jahr kräftig steigen. "Das liegt auch an der Sparte, die wir bedienen", sagt Dag Lübke, 39. "Unsere Zielgruppe reicht vom Studenten bis zum Villenbesitzer - sie eint vor allem ein gewisses Stilempfinden und der Wunsch nach Qualität."

So sind die Brüder ständig auf europäischen Messen unterwegs, um auf ihren insgesamt fast 900 Quadratmetern Verkaufsfläche immer wieder Neuheiten anbieten zu können. Und um "der Konkurrenz eine Nasenlänge voraus zu sein", wie Dag Lübke es formuliert. Ihr Erfolgsrezept: Möbel, Wohnaccessoires, Küchenartikel und Textilien in einem Stilmix zwischen skandinavischem Design, Retro und Antik. "Wir setzen oft auf Newcomer", erklärt Dag Lübke die Strategie. "Unser Ansporn ist es, auf Messen immer wieder neue Designer und Ideen zu entdecken." Dabei kaufen sie auch schon mal sehenswerte Artikel ein, die nur als Dekoration im Laden stehen und mit denen kaum Geld zu verdienen ist.

Obwohl die Möbelbrüder mit ihrem eigenen Geschäft erst seit 2005 am Markt sind, können sie auf jahrezehntealte Branchenkontakte und Erfahrungswerte zurückgreifen. Denn der Verkauf von Möbeln und Schaumstoff hat in der Familie eine lange Tradition: Nach ihrem Schulabschluss stiegen Carsten und Dag Lübke ebenso wie ihre älteren Schwestern Anke und Birgit ins Geschäft von Vater Dieter Lübke ein. Fast vierzig Jahre lang führte die Familie gemeinsam erfolgreich den Speicher am Fischmarkt und machte die Marke Schaumstoff-Lübke bundesweit bekannt. Vater Lübke ging mit seinem Laden 2005 zwar in die Insolvenz, seine Töchter führen die Marke aber weiter. Unter dem Firmennamen Schaumstoff-Schwestern stellen Anke und Birgit Lübke heute Matratzen, Polster und Kurzwaren in ihrer eigenen Näherei in Altona her und liefern ihre Ware auch an die jüngeren Brüder. "Im neuen Bettengeschäft können wir unsere Eigenmarke nun noch besser präsentieren", sagt Dag Lübke.

Schon jetzt machen Matratzen und Sofas der Marke Schaumstoff-Lübke 20 Prozent der Gesamtumsätze aus. Tendenz: steigend. Das gilt auch für die Zahl der Familienmitglieder, die im Unternehmen beschäftigt sind: Unter den 28 Mitarbeitern ist eine Nichte der Lübke-Brüder sowie Dag Lübkes Lebensgefährtin. Sie kauft für den Kinderladen unter anderem Textilien, Möbel und stabile Schaukelpferde ein.