Eine Glosse von Nico Binde

Hamburg läuft endlich wieder im Normalwettermodus. Der Schnee ist vorerst von den Straßen, von den Bäumen und irgendwie auch vom Tisch. Stattdessen köchelt der für Hamburg zuständige Wettergott mal wieder die Leibspeise der Stadt - regengetränkte Nebelsuppe, serviert in besonders großen, besonders trüben Tassen.

Und weil kürzlich an dieser Stelle von den Inuit und ihrem umfangreichen Schnee-Wortschatz die Rede war, sei heute, aus aktuellem Anlass, ein kurzer Ausflug ins Reich des Regenvokabulars erlaubt. Denn laut Wettervorhersage kann man sich in den kommenden Tagen eigentlich durchgängig mit dem gezielten Einsatz von Fachtermini als profunder Kenner der Hamburger Regenszene profilieren.

Als Auftakt für ein mehrstündiges Gespräch über das Wesen des flüssigen Niederschlags seien hier die Stichwörter Sprühregen, Platzregen, Dauerregen, Starkregen, Landregen, Tropenregen, Monsunregen, Eisregen, Stauregen, Frontregen, Nieselregen, Prasselregen und - wer kennt ihn nicht - Konvektionsregen empfohlen. Wer weniger akademisch rüberkommen möchte, lässt beiläufig die Begriffe Husche, Pladdern, Fiesseln oder Dröppeln fallen, um abschließend betont schenkelklopfend festzustellen, dass ein Goldregen zur Abwechslung auch nicht schlecht wäre.

Obacht allerdings, wenn der Gesprächspartner Schotte ist. Angeblich hat das stolze, sonnendarbende und regenwortgewaltige Inselvolk ebenso viele Begriffe für Regen wie die Inuit für Schnee. Deshalb sollte man die Standardfloskel "That's a day for the ducks" zum Abschuss bereithalten. Im Übrigen klingt "Ein Tag für Enten" auch auf Deutsch ziemlich sachkundig.