Ein Kommentar von Rainer Grünberg

Einen Tag nach Meldebeginn zu den Cyclassics sind die Hälfte der 22 000 Startplätze vergeben. Das Radrennen durch Hamburg hat selbst bei seiner 16. Auflage nichts von seiner Attraktivität für jedermann eingebüßt. Es ehrt Veranstalter Upsolut, dass er nun auch beim zuletzt dahintrudelnden Profirennen wieder kräftiger in die Pedale treten will. Anders ist die Präsentation Erik Zabels als neuer Sportdirektor nicht zu verstehen. Der war einst der beste Sprinter der Welt.

Fragen wirft dessen Verpflichtung dennoch auf. Zabel ist ein geständiger, und wenn seine Tränen damals echt waren, auch reuiger Dopingsünder. Aber er war ebenso Teil des gewerbsmäßig organisierten Drogensumpfes, für dessen Bekämpfung sich Upsolut immer rückhaltlos wie glaubwürdig eingesetzt hat. Zahlreiche Spitzenfahrer haben deshalb regelmäßig einen Bogen um Hamburg gemacht.

Zabel und Upsolut - das passt, wenn Zabel die Rolle des Geläuterten annimmt und mit den Brüchen in seiner Vita für eine neue Einstellung im Profiradrennsport wirbt. Upsolut hat die Idee der Cyclassics stets in die Schulen getragen, und kein besserer Botschafter als Zabel scheint denkbar, den heranwachsenden Talenten Chancen und Risiken dieses faszinierenden Sports aufzuzeigen. Er könnte wieder Vertrauen bei Eltern und Lehrern schaffen, das verloren gegangen ist, weil es zu viele Trainer, Vereine und Verbände gab, die das Wohl der Kinder und Jugendlichen dem Erfolg untergeordnet hatten. Weiß Zabel um seine Verantwortung, ist er der absolut richtige Sportdirektor für die Cyclassics.