Um mit Wärme aus der Erde zu heizen, muss man gar nicht sehr tief bohren

Hamburg. Erdwärme oder Geothermie kann heute sehr unterschiedlich genutzt werden. Noch eher selten ist die Wärmegewinnung aus den tiefen Schichten, wobei Sonden bis zu 3000 Meter tief in den Untergrund reichen können. In solche geschlossen Systeme wird dann eine Flüssigkeit wie Wasser eingebracht, die sich in der Tiefe aufheizt. Die Hitze stammt aus dem sehr heißen Erdkern, die so weit ausstrahlt, dass in 1000 Meter Tiefe noch zwischen 35 und 40 Grad gemessen werden.

Mit solchen tiefen Erdwärmesonden können Bauwerke, etwa Schwimmbäder, direkt beheizt werden. Allerdings sind Tiefbohrungen technisch sehr aufwendig.

Häufiger kommt heute indes Erdwärme aus den oberen Metern des Bodens zum Einsatz. Hier wirkt die Hitze aus dem Kern kaum noch. Innerhalb dieser oberen Schichten wird das Erdreich aber während des ganzen Sommers im Wesentlichen durch die Sonneneinstrahlung gewärmt und kühlt im Winter kaum ab.

Schon in fünf bis zehn Meter Tiefe entspricht die Bodentemperatur nahezu ganzjährig der Jahresmitteltemperatur des jeweiligen Ortes. In Deutschland liegt diese mittlere Temperatur zwischen acht und zehn Grad.

Für Gebäudeheizungen wird meist eine Flüssigkeit in den warmen Boden geleitet, wärmt sich dort auf und wird mit Wärmepumpen ins Heizsystem gebracht, um so die Heizung zu unterstützen. Erdwärme wird aber auch jetzt schon nicht nur für Gebäude eingesetzt, sondern beispielsweise für Bahnsteige und in seltenen Fällen auch schon für Weichen. Bisher allerdings ist dazu meist der Einsatz von Wärmepumpen notwendig, was wiederum eine anspruchsvolle Technik erfordert. Wie bei dem Weichen-Prototyp an der Hafenbahn gibt es nur noch ein einziges ähnliches System, das allerdings mit Propangas arbeitet und eine Straßenbahnweiche in Dresden beheizt.