Die Zahl der Insolvenzen geht in Hamburg um 8,3 Prozent zurück. Der Aufschwung begünstigt die Hansestadt - und andere norddeutsche Länder.

Hamburg. Die Hamburger Wirtschaft hat die Folgen der weltweiten Finanzmarktkrise offenbar überwunden. Im vergangenen Jahr ist die Zahl der Firmenpleiten in der Stadt wieder deutlich zurückgegangen. Nur noch 910 Unternehmen stellten einen Antrag auf die Eröffnung eines Insolvenzverfahrens, 8,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor (992 Pleiten). Das ergibt eine Studie der Wirtschaftsauskunftei Bürgel, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt.

Demnach steht die Hansestadt sogar besser da als die deutsche Gesamtwirtschaft. Hier ging die Zahl der Insolvenzen nur um 4,4 Prozent auf 32 280 zurück. Mit 55 Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen erzielte Hamburg sogar den besten Wert eines Bundeslandes. Im Bundesdurchschnitt waren es 90.

Der Grund für das gute Abschneiden der Hamburger Unternehmen ist der Wirtschaftsaufschwung. Nachdem 2009 viele Unternehmen als Folge der weltweiten Finanzmarktkrise wegen Geld- oder Auftragsmangels aufgeben mussten, profitieren sie jetzt von der anziehenden Konjunktur, den zunehmenden Bestellungen von Waren und davon, dass in den Krisenjahren verschobene Projekte nun angefahren werden.

In diesem Jahr wird die Zahl der Insolvenzen nach ersten Schätzungen weiter sinken. "Wir rechnen mit 800 bis 850 Anträgen in Hamburg und mit 30 000 bis 31 000 im gesamten Bundesgebiet", sagte Bürgel-Sprecher Oliver Ollrogge dem Abendblatt.

Auch Michael Bräuninger, Konjunkturchef beim Wirtschaftsforschungsinstitut HWWI, kann sich vorstellen, dass sich der positive Trend in Hamburg fortsetzt: "Gleichzeitig haben wir eine sehr gute Entwicklung bei den Beschäftigtenzahlen." Günther Klemm, Chefvolkswirt der Handelskammer Hamburg, sagte: "Die Wirtschaft in unserer Stadt ist überwiegend mittelständisch strukturiert und breit aufgestellt. Das hat uns vor größeren und den ganzen Standort betreffenden Schieflagen bewahrt."

Besonders im Bezirk Hamburg-Mitte haben sich die Konjunktureffekte schon 2010 niedergeschlagen. Die Zahl der Pleiten sank dort im Jahresvergleich um 20,3 Prozent auf 224. Auch in den meisten anderen Bezirken meldeten weniger Betriebe Insolvenz an - mit Ausnahme Harburgs, wo die Zahl der Firmenzusammenbrüche 2010 nochmals um acht Prozent auf 81 stieg. Gesellschaften mit beschränkter Haftung (GmbH) führten die Hamburger Insolvenzliste mit einem Anteil von 42,1 Prozent an.

Die anderen norddeutschen Bundesländer haben im vergangenen Jahr ebenfalls besser abgeschnitten. In Schleswig-Holstein stellten 2,5 Prozent, in Niedersachsen 3,2 Prozent und in Mecklenburg-Vorpommern sogar 3,6 Prozent weniger Unternehmen einen Insolvenzantrag.

Im Vergleich aller Bundesländer meldete das Saarland 2010 mit 14,1 Prozent zwar den stärksten Pleiten-Rückgang. Auf die Zahl der ansässigen Firmen hochgerechnet kommt das Land jedoch auf 87 Insolvenzen pro 10 000 Unternehmen. Das sind 32 mehr als in Hamburg. In Berlin dagegen stieg die Zahl der Unternehmenszusammenbrüche so stark wie nirgendwo sonst. In der Hauptstadt gab es 1639 Pleiten - 8,8 Prozent mehr als 2009. Auch Rheinland-Pfalz meldete mit 1535 Fällen 2,2 Prozent mehr Firmeninsolvenzen.