Rotherbaum. "Demokratie ist kein Zufall" lautet ein geflügeltes Wort in der CDU. Es bedeutet nichts anderes, als dass interne Vorabsprachen gerade bei Personalwahlen helfen, böse Überraschungen zu vermeiden. So gesehen, ist bei Platz acht der CDU-Bürgerschaftsliste alles schiefgelaufen.

Dass mit Christoph de Vries der Vizechef der CDU Mitte plötzlich gegen den Mitte-Vorsitzenden David Erkalp antrat, mochte im ersten Augenblick als verspätete Rache durchgehen. Erkalp hatte de Vries einst den Vorsitz abgejagt. Doch was dann folgte, war ein in der CDU-Geschichte wohl beispielloser Showdown, an dessen Ende sich der Kreisverband Mitte völlig isoliert hatte.

De Vries warf Erkalp vor, sich nicht an gemeinsame Absprachen gehalten und nur eigene Leute auf Posten und Listenplätze gehievt zu haben. Auch der Bürgerschaftsabgeordnete Jörg Hamann ging Erkalp auf offener Parteitagsbühne frontal an: "Du verhältst dich nicht wie ein Kreisvorsitzender. Dein Ehrgeiz steht dir im Weg." Was folgte, war eine Schlammschlacht zwischen beiden Lagern, bei der die Zuhörer kaum mehr alle Details nachvollziehen konnten. "Ich appelliere an den Kreisverband Mitte, uns mit seinen internen Streitereien in Ruhe zu lassen", sagte Parteichef Frank Schira. De Vries setzte sich schließlich mit 113 zu 72 Stimmen durch. Das Erkalp-Lager war außer sich vor Zorn.

Nicht nur Erkalp, der nicht mehr antrat, auch einer seiner eifrigsten Mitstreiter wurde abgestraft. Heiko Hecht, Chef der CDU Finkenwerder, fiel trotz Fürsprache von Schira und Ahlhaus auf Platz 35 ohne Gegenkandidaten durch und gab entnervt auf. Demokratie ist eben kein Zufall.