Hamburg. Eis verbindet: Jedenfalls die Menschen, die sich gemeinsam über die Glätte kämpfen müssen. Abendblatt-Redakteurinnen schildern ihre Erlebnisse:

Nur noch Hand an Hand ging es in den Bus

Die Busse der Linie 3 fahren abends, stadtauswärts, gerne vor der Zeit ab, morgens, stadteinwärts, dafür gerne verspätet. Gestern Morgen lief der Bus minutengenau die Haltestelle Sternbrücke an - zu erreichen war er dennoch nicht: Ein geschlossener Eispanzer lag direkt im Einsteigebereich über dem Gehweg. Einen jungen Mann konnten wir gerade noch mit mehreren Personen und mithilfe eines Laternenpfahls daran hindern, unter den Bus zu rutschen. Kinderwagen und Personen wurden dann mittels Menschenkette, Hand an Hand, in den Bus manövriert. Zusammenhalt ist gut, räumen wäre noch besser gewesen.

Höflicher Vortritt auf dem eisfreien Damm zum Lieblingscafé

Es ist ein bisschen erniedrigend, wenn man wie auf heißen Kohlen durch die Gegend eiert. Gestern aber hatte dieser eigenartige Gang etwas Verbindendes, weil alle komisch wackelten. Der Fußweg zu meinem Stammcafé an der Bismarckstraße war nicht überall vereist, dafür an den eisfreien Stellen mit tiefen Pfützen überflutet. Doch statt zu meckern, guckten wir Fußgänger uns lächelnd an und ließen uns nacheinander höflich den Vortritt, damit einer nach dem anderen halbwegs trocken über den Damm gelangen konnte. Immer der Reihe nach. Eigentlich war das schön, weil es sonst häufig so hektisch zugeht.

Hochmut kommt vor dem Fall - beim Joggen

Zugegeben, es war ziemlich naiv, gestern früh die Joggingschuhe anzuziehen, um eine Runde an der Elbe zu laufen. Aber es war ja noch dunkel. Und die ersten Meter waren auch nur mäßig glatt. Mit federnden Schritten lief ich los, überholte mit mitleidigem Blick eine Gruppe rutschender Schulkinder. Kann mir nicht passieren, dachte ich, ich passe auf. Doch schon an der nächsten Ecke begann das große Schlittern. Ich wechselte ins Schritttempo, ins Schneckentempo, dann wollte ich nur noch nach Hause. Einmal noch abbiegen, boing - da lag ich flach. Lippe blutig, Knie ordentlich angeschlagen. Jetzt hinke ich. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall.