Eine Glosse von Christian-A. Thiel

Skispringen hat in Deutschland ein Gesicht: Martin Schmitt, ein schmächtiger junger Mann, inzwischen auch schon im 33. Lebensjahr, mit wachen blauen Augen und dem gewinnenden schwiegermutteraffinen Lächeln. Auf dem Kopf trägt er ausschließlich Lila, als Kappe, Mütze oder Helm, immer mit dem Logo eines Schokoladenherstellers und dessen glücklicher Alpenkuh.

Wenn Schmitt springt, geht es ihm wie uns allen. Mal himmelhochjauchzend in der Nähe des Siegerpodestes, mal zu Tode betrübt nicht einmal im Finale. Zwischen Top und Flop liegen immer nur ein paar Meter. Dabei sind auch siebte Plätze in der Weltspitze respektabel. Keinem anderen würden wir einen Erfolg in diesen Tagen mehr wünschen. Morgenstern? Ammann? Malysz? Egal, wir wollen Schmitt.

Gefühlt war dieser Schwarzwälder immer schon da. Vor 26 Jahren hüpfte er als kleiner Junge zum ersten Mal vom Schanzentisch. Als er im Februar 1997 mit der deutschen Mannschaft seine erste WM-Medaille gewann, stand ein gewisser Dieter Thoma im Team, der sich längst auf verbale Höhenflüge hinter dem ARD-Mikrofon verlegt hat. Schmitt war Olympiasieger, Weltmeister und Weltcupsieger. Einem, der jahrelang dem ganz großen Erfolg hinterher fliegt, wird gern mal der Rücktritt nahegelegt. Doch was brauchen wir wirklich in Deutschland? Ein solides Wirtschaftswachstum, eine tatkräftige Bundesregierung, wesentlich besseres Wetter - und Schmitt!

Martin Schmitt hat angekündigt, dass er gern bis 2012 weiterspringen würde. Wenigstens darauf ist Verlass.