Eine Glosse von Nico Binde

Als Folge des anhaltenden Wutwinters haben sich in Hamburg mehrere Wutbürger zur Wutbürger-Aktivistengruppe "Schilder 21" formiert. Mit dem progressiven Ansatz, ein Schildersofortprogramm für Bürger mit ärztlich nachgewiesener Räumallergie aufzulegen, verlangt das Bündnis ein Pendant zur Streupflicht. Den Tücken des Winters soll von nun an mit dem Bürgerrecht "Schilder statt Streuen" begegnet werden. Vorbei die Zeit, in der mühsam Schnee und Eis zur Seite gebuckelt werden mussten, Salz, Sand, Splitt und Schieber können von nun an andere verschwenden. Die attestierten Räumallergiker stellen einfach Schilder auf. Zur Forderung gehört, dass die Stadt die Warntafeln zur Verfügung stellt und in den Warnfarben Weiß und Wutrot gestaltet. Verschrauben muss die Dinger zwar jeder selbst, ist aber dann von der Räumpflicht befreit.

Ein Pilotprojekt der Wutbürger-Splittergruppe "Wir sind fein raus" an der Jungiusstraße, wo am Haus neben dem Bürgersteig die Schilder-Botschaft "Eingeschränkter Winterdienst" prangt, wird bereits äußerst erfolgreich angenommen. Ein Schild - kein Sturz. Besser geht's nicht. Weitere neue, von Werbefachleuten empfohlene Schildformulierungen sind in Planung. "Vorsicht, frisch geschneit", "Schnee abladen verboten" und "Frau Holle muss leider draußen bleiben" werden von den Wutbürgern favorisiert, "Wer lesen kann, ist klar im Schneeteil" als Alternativtext in die Liste möglicher Beschriftungen aufgenommen. Überdies sind Autofahrer, die das Schild "Eingeschränkte Bremskraft" gut sichtbar mit sich führen, von der Winterreifenpflicht befreit.