Nur noch 48 Prozent der Firmen in Hamburg fühlen sich bei der Landesregierung gut aufgehoben. Im September waren es noch 68 Prozent.

Hamburg. Das Auseinanderbrechen des schwarz-grünen Senats hat in der Hamburger Wirtschaft tiefe Spuren hinterlassen. Nach einer Umfrage der Unternehmensberatung Ernst & Young, die dem Abendblatt exklusiv vorliegt, haben nur noch 48 Prozent der Firmen entweder mittleres, eher großes oder sehr großes Vertrauen in die Landesregierung. Bei einer entsprechenden Umfrage im September waren es mit 68 noch 20 Prozentpunkte mehr als jetzt. Ernst & Young hat 100 Firmen in der Stadt befragt.

Handelskammer-Präses fordert verlässliche Rahmenbedingungen

"Aufgrund der bekannten politischen Turbulenzen sucht und braucht die Wirtschaft verlässliche Rahmenbedingungen und einen stabilen Senat mehr denn je. Die Entscheidung hierüber haben die Wähler im Februar", sagte Handelskammer-Präses Frank Horch dem Abendblatt. Volker Tschirch, Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbandes AGA, macht das abrupte Ende der Koalition und "einen völlig offenen Ausgang, welche Regierungskoalition Hamburg zukünftig regiert", für den Vertrauensverlust verantwortlich. Er fordert einen "Schuldenabbau, Investitionen in Hafen- und Verkehrsinfrastruktur, eine verlässliche Bildungspolitik ohne neue Experimente". Wegen der leeren Kassen müsse der neue Senat Prioritäten setzen. Vieles, was sich Parteien wünschten, sei nicht mehr zu finanzieren. Leere Wahlkampfversprechen schafften das Gegenteil von Vertrauen.

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Nicht nur die Verunsicherung bezüglich der Neuwahlen belastet die Wirtschaft in der Stadt. Auch die Schuldenkrise hinterlässt Spuren: Die Mehrheit der Hamburger Unternehmen (55 Prozent) befürchtet inzwischen, dass die Euro-Krise den Aufschwung in Deutschland gefährdet. Noch im September waren 61 Prozent der Befragten bei der gleichen Umfrage der Meinung, der Aufschwung sei eher nicht oder sicher nicht in Gefahr. Gleichzeitig verlieren die Firmen der Stadt an Vertrauen in Institutionen und Marktteilnehmer. Besonders stark sanken die Werte für Zentral- und Notenbanken. Nur Ratingagenturen, Banken und Dienstleister konnten in der Vertrauensskala zulegen. Allerdings hatten die Ratinggesellschaften, die für die Prüfung der Bonität von Unternehmen oder Staaten zuständig sind, zuvor massiv an Vertrauen eingebüßt.

Wirtschaftliche Lage hat sich im Dezember eingetrübt

Nach den guten Wachstumszahlen in den vergangenen Monaten trübt sich laut der Studie die wirtschaftliche Lage nun ein. Nur noch 55 Prozent der Befragten bewerten die derzeitige Geschäftslage als sehr gut oder eher gut. Bei der Umfrage im September waren es noch 69 Prozent. Der Anteil der unzufriedenen Firmen stieg von sechs auf 14 Prozent. Zumindest für die nahe Zukunft bleibt laut Ernst & Young die Mehrheit der Unternehmen aber optimistisch. Für die kommenden drei Monate erwarten 55 (September: 53) Prozent der Befragten eine positive Entwicklung. Bei der Jahresprognose zeigen sich 58 (66) Prozent optimistisch.